Frankfurter Rundschau, 11.12.2000

25 000 stellten sich gegen Rechts quer Demonstration und Krawall in Köln / HSV-Bus mit Hakenkreuzen beschmiert

Etwa 25 000 Menschen sind am Samstag in Köln gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. In Würzburg demonstrierten etwa 2000 Menschen gegen Rechts, auf dem Berliner Alexanderplatz folgten mehrere hundert Menschen dem Aufruf von afrikanischen Initiativen zum Protest gegen Hass und Rassismus. Unterdessen gab es am Wochenende erneut Übergriffe von Neo-Nazis.

KÖLN, 10. Dezember (dpa/ap). Unter dem Motto "Köln stellt sich quer" hatte ein Bündnis aus Kirchen, Parteien und Organisationen aufgerufen, einen genehmigten Aufmarsch von 120 Rechtsextremen nicht wortlos hinzunehmen. Redner kritisierten die Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts, das den Aufmarsch der Neonazis genehmigt hatte.

Am Rande der Veranstaltungen wurden acht Polizeibeamte von Stein- und Flaschenwürfen verletzt. Die Einsatzkräfte nahmen etwa 20 Angehörige der linksautonomen Szene fest. Mit einem Großaufgebot und weiträumigen Absperrungen hatte die Polizei größeren Ausschreitungen zwischen den Gruppen verhindert.

Zwei Asylbewerber verletzt

Eine Gruppe polizeibekannter Rechtsextremisten hat in Gotha zwei Ausländer angegriffen und verletzt. Die Asylbewerber aus Algerien und Libanon hatten am Freitagabend in einer Gaststätte gesessen, wo sie von den Tätern mit ausländerfeindlichen Äußerungen belästigt wurden, wie die Polizei am Wochenende mitteilte. Die beiden Männer verließen daraufhin das Restaurant und versuchten, den Neonazis zu entkommen. Die Rechtsextremisten griffen die Asylbewerber jedoch an, schlugen sie und traten auf sie ein.

Nachdem sich eines der Opfer mit einem Metallgegenstand zu wehren versucht hatten, zog einer der Täter eine Schreckschusspistole und feuerte mehrere Schüsse ab. Die beiden Ausländer konnten fliehen und die Polizei verständigen. Einen der Täter, einen 18-Jährigen, ermittelten die Beamten, nachdem sich Zeugen gemeldet hatten. Der Libanese und der Algerier trugen von dem Angriff Prellungen sowie Platz- und Risswunden davon.

Mit 20 Hakenkreuzen beschmierten Unbekannte den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. An der Einstiegsseite sprühten die Täter zudem die Parole "Neger und Türken weg" auf das Fahrzeug, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Unweit des am HSV-Trainingsgelände in Norderstedt abgestellten Busses wurde auch die Wand einer Sporthalle mit weiteren 15 Hakenkreuzen beschmiert.

In Chemnitz wurden drei Wohnhäuser mit Hakenkreuzen und ausländerfeindlichen Parolen beschmiert. Wie die Polizeidirektion in der sächsischen Stadt am Sonntag mitteilte, wurden die Schmierereien tags zuvor an den Glasscheiben der Eingangshallen zu den Häusern am nordwestlichen Stadtrand entdeckt.

Bei Demonstrationen von NPD-Mitgliedern und politischen Gegnern gab es in der thüringischen Stadt Nordhausen Zusammenstöße zwischen beiden Gruppen gekommen. Dabei wurden am Samstagabend nach Polizeiangaben 16 Personen vorübergehend festgenommen.

Etwa 700 Demonstranten waren einem Aufruf zur Kundgebung gegen rechtsextreme Gewalt gefolgt und hatten eine Menschenkette gebildet. Zu einer vom Nordhäuser Kreisverband der NPD organisierten Demonstration kamen nach Polizeiangaben etwa 350 Teilnehmer.