jjunge Welt, 11.12.2000

»Black out« in Berlin

Nach dem »Aufstand der Anständigen« meldeten sich am Wochenende die von Rassismus Betroffenen zu Wort

Es waren nicht Zehntausende wie am 9. November, als die Spitzen von Politik und Wirtschaft zum »Aufstand der Anständigen« riefen. Einen Monat später, am 9. Dezember, waren ca. 300 Menschen in der Berliner Innenstadt auf der Straße, um am Tag der Menschenrechte daran zu erinnern, daß für Menschen nichtweißer Hautfarbe diese Menschenrechte in der BRD nicht garantiert sind. »Black out?« lautete das Motto, mit dem das »Bündnis afrikanischer Organisationen« zur »Demo gegen Rassismus und Haß in der Gesellschaft« aufgerufen hatte.

Der Koordinator der Aktion, Yonas Endrias, sagte gegenüber jW, daß die Aktion sich nicht nur gegen Angriffe von Neonazis, sondern auch gegen den institutionellen Rassismus des Staates richte. Deshalb habe das Bündnis afrikanischer Organisationen auch die Teilnahme an der staatlich geförderten Aktion am 9. November abgelehnt. »Da sind zu viele Politiker mitgelaufen, die für unsere Probleme wesentlich mit verantwortlich sind«, so Endrias. Rassistische Sprüche vom Straßenrand gegenüber den Demonstranten bestätigten Endrias am Sonnabend zusätzlich.

Auf einen aktuellen Fall von staatlichem Rassismus machte die Organisation »The Voice« in einem Redebeitrag aufmerksam. Der nigerianische Menschenrechtsaktivist Akubuo Chukwudi befindet sich seit dem 20.November im Abschiebegefängnis Bützow im Hungerstreik. Chukwudis Gesundheitszustand ist dadurch mittlerweile derart angegriffen, daß er in die Krankenstation des Abschiebegefängnisses verlegt werden mußte.

Das Bündnis afrikanischer Organisationen plant weitere Aktionen.

Peter Nowak