junge Welt, 11.12.2000

Gedenken an die BGS-Opfer

Frankfurt/Main: Aktionsbündnis demonstrierte gegen Abschiebungspraxis

Anläßlich des Tages der Menschenrechte demonstrierte am Samstag das »Aktionsbündnis Rhein-Main gegen Abschiebungen« mit mehreren hundert Teilnehmern auf dem Frankfurter Flughafen gegen die menschenverachtende Abschiebepolitik der deutschen Regierung. Parolen wie »Abschiebung ist Folter, Abschiebung ist Mord - Bleiberecht für alle jetzt sofort« waren mehrere Stunden in der Abflughalle zu sehen. Die Veranstalter forderten unter anderem von der Flughafen AG (FAG), eine Gedenktafel für die Opfer von Abschiebungen am Frankfurter Flughafen anbringen zu lassen. Textvorschlag: »Zum Gedenken an Kola Bankole und Aamir Ageeb, die während ihrer Abschiebung beim Abflug von Frankfurt/Main in Lufthansamaschinen durch Beamte des Bundesgrenzschutzes gewaltsam zu Tode gebracht wurden.«

In Trauer um die Opfer der deutschen Abschiebepolitik, so ein Sprecher des Bündnisses, gehe es darum, jeder Form von institutionellem Rassismus entgegenzutreten. Claus Metz von der Ärzteorganisation IPPNW wies in seinem Redebeitrag darauf hin, daß es mit der ärztlichen Ethik nicht vereinbar sei, Flüchtlingen zwangsweise Psychopharmaka zu verabreichen und eine »Reisebefähigkeitsbestätigung« unter Mißachtung fachärztlich festgestellter Traumatisierungen auszustellen. Bis heute warte man auch vergeblich auf ein Ende der Praxis, sich gegen ihre Abschiebung wehrende Menschen unter Einsatz brutaler Gewalt in Flugzeuge zu verfrachten. Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang auch, daß der gewaltsame Tod von Aamir Ageeb bis heute für die verantwortlichen BGS-Beamten keine Konsequenzen gehabt habe.

Klaus Thomas, Frankfurt/Main