Deutsches Verbände Forum, 5.12.2000

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV)

BDZV-Präsident Heinen verurteilt Pressezensur und Terror gegen Medien

(Berlin) - Die Zeitungsverleger wollen sich künftig noch stärker für eine freie und unabhängige Presse weltweit einsetzen. Gerade die Zeitungsverleger in jenen Ländern, in denen das freie Wort garantiert sei, hätten die besondere Pflicht und auch die Möglichkeit, gegen Zensur anzukämpfen, erklärte BDZV-Präsident Helmut Heinen am 27. November 2000 in Berlin.

Vor dem Präsidium des Weltverbands der Zeitungen (WAN) machte Heinen deutlich, dass die schonungslose Darstellung und öffentliche Anklage von Diktatorenwillkür und Terrorregimen wichtig sei, um Druck auf die Gegner der freien Presse auszuüben. In diesem Zusammenhang erinnerte der BDZV-Präsident auch an Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines freien und funktionierenden Pressewesens in den jungen Demokratien Osteuropas.

Ausdrücklich begrüßte Heinen die Initiative des WAN, in Afrika künftig über ein nationales Netzwerk Attacken gegen Verleger und Journalisten rasch zu erfassen, um schneller als bisher reagieren zu können. Das unter dem Kürzel "RAP 21" gestartete Projekt (Reseau Africain de la Presse, s. Intern Nr. 23/2000 vom 23. November 2000) wird auf dem afrikanischen Kontinent eingesetzt, wo in vielen Ländern Verleger und Journalisten inhaftiert, gefoltert und ermordet werden. Über dieses Netzwerk soll zugleich auch ein Wissenstransfer erfolgen.

Schwerpunkte bilden dabei die Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Journalismus und Verlagsmanagement. Damit könnte auch ein Schritt zu mehr wirtschaftlicher Stabilität der Zeitungen möglich werden, so Heinen. Eine freie Presse müsse zugleich auch eine wirtschaftlich gesunde Presse sein. Nur dann könnten Abhängigkeiten und Einflussmöglichkeiten von dritter Seite verhindert werden.

Anlässlich eines Gesprächs mit Bundeskanzler Gerhard Schröder appellierte das Präsidium des Weltverbands, Deutschland möge die Regierung des Irans dazu bewegen, sechs iranische Medienangehörige freizulassen, die aufgrund ihrer Teilnahme an einer internationalen Konferenz in Berlin verhaftet worden waren. Außerdem bat der Weltverband den Bundeskanzler um eine Ausweitung der ohnehin schon erheblichen deutschen Unterstützung für unabhängige Medien auf dem Balkan durch den Stabilitätspakt für Südosteuropa. Zahlreiche Verleger zum Beispiel aus der Türkei, aus Dänemark und Holland sowie den USA nutzten die Gelegenheit, den Bundeskanzler zu speziellen Aspekten deutscher und internationaler Politik zu befragen. Abschließend versicherte Schröder, dass Pressefreiheit die "Basis der Demokratie" sei. Probleme, die eine Demokratie lösen müsse, könnten ohne Pressefreiheit nicht diskutiert geschweige denn gelöst werden. Dieses Statement des Kanzlers wird auch in eine weltweite Umfrage des WAN zum nächsten Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai 2001 eingehen.

Am Rand der Veranstaltung wurde auch die "Goldene Feder der Freiheit" vergeben. Sie geht in diesem Jahr an die beiden birmanischen Journalisten San San Nweh und U Win Tin. Der Weltverband der Zeitungen erklärte anlässlich seiner Präsidiumssitzung in Berlin am 28. November 2000, dass beide Preisträger wegen ihres Kampfes für die Pressefreiheit seit vielen Jahren inhaftiert seien und "unzählige Prüfungen erlitten" hätten. Aufgrund der fürchterlichen Haftbedingungen leide die Schriftstellerin San San Nweh unter anderem an Arthritis, Augenproblemen und teilweiser Lähmung; U Win Tin, zuletzt Redakteur der Tageszeitung "Hanthawati" und stellvertretender Vorsitzender des Burmesischen Schriftstellerverbands sowie Gründer der Nationalen Liga für Demokratie, ringt Berichten zu Folge mit dem Tod. Die Strafbehörden Birmas, erklärte dazu WAN-Präsident Roger Parkinson, hätten beiden Journalisten die Entlassung angeboten unter der Voraussetzung, dass sie auf jegliche politische Aktivität verzichteten. Beide hätten abgelehnt. "Ihre Inhaftierung diskreditiert Birma zutiefst", sagte Parkinson weiter. Nur durch die Entlassung beider könne der schwere Makel für den Ruf Birmas im Ausland behoben werden. Die "Goldene Feder der Freiheit" wird sei 1961 vergeben.

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