web de 07.12.2000 19:47

Arafat bemüht sich um Versöhnung mit israelischen Opfern

London und Paris wollen Beobachtermission für Nahen Osten retten - Kompromissvorschlag vor UN-Sicherheitsrat

Jerusalem/New York (AP) Trotz neuer Versöhnungsbemühungen im Nahen Osten bleiben die Chancen auf ein baldiges Ende der Gewalt gering. Der palästinensische Präsident Jassir Arafat sich am Donnerstag in Gaza mit Familien von israelischen Opfern der seit zwei Monaten anhaltenden Kämpfe. Bei neuen Unruhen wurde unterdessen ein Palästinenser getötet und fünf Israelis verletzt. Mit einem Kompromissvorschlag im UN-Sicherheitsrat versuchten Großbritannien und Frankreich, eine Friedensmission für die Palästinensergebiete zu erreichen.

Die beiden Staaten schlugen dem Rat am Mittwoch in New York vor, nicht unbedingt an der Entsendung von UN-Soldaten, aber an einer internationalen Präsenz in den Palästinensergebieten festzuhalten. Der Kompromiss soll einen von den Palästinensern vorgelegten Antrag auf eine 2.000 Mann starke UN-Truppe so verändern, dass er auch für Israel und die USA akzeptabel wird.

Der britische UN-Botschafter Jeremy Greenstock erklärte, der bisherige Entwurf habe keine Chance, den Sicherheitsrat zu passieren. Er werde entweder von einer Mehrheit des 15-köpfigen Gremiums abgelehnt oder von einem Veto der USA verhindert.

Der palästinensische UN-Vertreter Nasser el Kidwa reagierte zurückhaltend auf die britisch-französische Initiative. Man müsse erst den Text prüfen, bevor man etwas sagen könne, erklärte er. Israel lehnt eine UN-Truppe ab, hat aber angedeutet, möglicherweise im Zusammenhang mit einem Friedensabkommen eine Beobachtermission zu akzeptieren. In den kommenden Tagen soll eine Kommission unter dem früheren US-Senator George Mitchell zur Ermittlung der Ursachen der Gewaltwelle in den Autonomiegebieten eintreffen. Seit Beginn der Unruhen Ende September wurden fast 300 Menschen getötet, die meisten davon Palästinenser.

Unterdessen teilte die radikalislamische Hamas-Bewegung auf ihrer Internetseite mit, der Führer ihres militärischen Flügels sei mit Hilfe seines Wächters aus palästinensischer Haft entwichen. Mohammed Deif wird für eine Serie von Selbstmordanschlägen verantwortlich gemacht, bei der Dutzende Israelis ums Leben kamen.

Ein Gericht im Westjordanland verurteilte einen Palästinenser wegen Beteiligung an einem Mordanschlag gegen einen Hamas-Führer zum Tode. Der 25-Jährige habe Israel bei der Ermordung des Mannes unterstützt, befanden die Richter. Damit wurde erstmals ein Palästinenser wegen Kooperation mit Israel von einem palästinensischen Gericht verurteilt. In der Vergangenheit waren Palästinenser, die der Zusammenarbeit verdächtigt wurden, oft von militanten Palästinensern umgebracht oder ohne Prozess in Haft genommen.

Barak weist Bericht über Parteigespräche zurück

Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak wies am Donnerstag Berichte zurück, er verhandele hinter verschlossenen Türen mit drei religiös orientierten Parteien, um eine Neuwahl im Frühjahr noch zu verhindern. Den Medienberichten zufolge versucht Barak, die Freistellung von jüdischen Seminaristen bei der Einberufung zur Armee weiterhin aufrecht zu erhalten, und verlangt im Gegenzug die Unterstützung der orthodoxen Parteien. «Es gibt keine Verhandlungen», betonte Barak am Donnerstag. Laut Gerichtsurteil sollen auch die bisher automatisch freigestellten Seminaristen ab dem 1. Januar Wehrdienst leisten.