Börsen-Zeitung 7.12.2000

IWF stützt Türkei mit 10 Mrd. Dollar

Ankara verspricht Privatisierungen

buc Frankfurt (Eig. Ber.) - Mit der Türkei greift der Internationale Währungsfonds (IWF) erstmals seit den Krisenjahren 1997/98 wieder einem Schwellenland mit einen zweistelligen Milliarden-Dollar-Hilfspaket unter die Arme. IWF-Chef Horst Köhler erklärte am Mittwoch in Washington zu dem finanziell überraschend starken Einsatz des Fonds als Krisenfeuerwehr, das Reformprogramm, zu dem sich die Türkei verpflichtet habe, "verdient kräftige internationale Unterstützung". Deshalb werde er im Exekutivdirektorium beantragen, dass der Türkei Kredite im Volumen von über 10 Mrd. Dollar bereitgestellt würden. In Finanzkreisen war nur mit bis zu 5 Mrd. Dollar gerechnet worden. Die Märkte in der Türkei reagierten positiv: Aktien und Anleihen erhielten deutlich Auftrieb. Nach den Angaben Köhlers sind knapp 3 Mrd. Dollar des zugesagten Hilfspakets Teil eines bestehenden Bereitschaftskreditprogramms zur Sanierung der türkischen Wirtschaft. Zudem sollen 7,5 Mrd. Dollar aus der Ergänzenden Reserve-Fazilität (SRF) des IWF kommen. Diese SRF-Kredite sind recht teuer, damit die Schuldner zu einer schnellen Rückzahlung angehalten werden. Dem IWF zufolge sollen am 21. Dezember bereits Kredite über 2,8 Mrd. Dollar bereitstehen. Die Weltbank versprach die vorzeitige Auszahlung von 500 Mill. Dollar aus einem schon vereinbarten Hilfsprogramm.

Köhler äußerte die Zuversicht, dass das Reformprogramm eine Grundlage dafür sei, das Vertrauen in die türkische Wirtschaft wiederherzustellen und deren Wachstum zu sichern. Er sprach von einem "umfassenden Katalog zusätzlicher Schritte" der Regierung. Dies zeige deren Entschlossenheit, die ökonomischen und finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen.

Die Bankenkrise in der Türkei hatte in den vergangenen Tagen zu einem massiven Kapitalabzug, ernsten Liquiditätsproblemen, einem extremen Zinsanstieg und zum Kursverfall an den Aktienmärkten geführt. Einige Banken waren nach hohen Verlusten mit Anleihegeschäften in den Verdacht krimineller Machenschaften geraten, zehn Institute wurden dann unter Zwangsverwaltung gestellt. Am Mittwoch kam als elfte die Demirbank hinzu. Es ist die neuntgrößte des Landes. Der kleineren Investmentbank Park Yatrium wurde Agenturberichten zufolge inzwischen die Lizenz entzogen. Ministerpräsident Bülent Ecevit kündigte noch vor der IWF-Kreditzusage an, die Regierung werde das Privatisierungsprogramm vorantreiben und am 14. Dezember eine Versteigerung von 33,5% der Turk Telekom sowie eines Anteils von 51% an Turkish Airlines ausschreiben. Sein Finanzminister Selcuk Demiralp versicherte, durch die Bankenkrise sei die Sicherheit von Einlagen oder Krediten ausländischer Geldgeber nicht beeinträchtigt.

Am Aktienmarkt schloss der richtungweisende ISE-National-Index knapp 19% fester bei 10387 Punkten. Am Dienstag hatte er bereits fast 20% zugelegt, nachdem sich die IWF-Kreditzusage abgezeichnet hatte. Der Index war zuvor in zwei Wochen um über 43% gefallen. Auch türkische Euro-Bond-Anleihen legten am Mittwoch deutlich zu.