Süddeutsche Zeitung, 7.12.2000

Nigerianer hat prominente Helfer

"Lindenstraße" für Asylbewerber

Serienschauspieler: Menschenrechtler nicht abschieben / Von Adalbert Zehnder

Schwerin - Der von Abschiebung bedrohte nigerianische Asylbewerber Akubuo Anusonwu Chukwudi hat prominente Unterstützer gefunden. Mitarbeiter und Schauspieler der ARD-Fernsehserie "Lindenstraße" übergaben bei einer Solidaritätsaktion in Schwerin eine Petition an den Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Gottfried Timm (SPD). Sie fordern die Entlassung des afrikanischen Menschenrechtlers und Oppositionellen aus der Abschiebehaft und einen Verzicht auf Abschiebung bis zum Abschluss des Asylverfahrens. Seit seiner Festnahme in Bremen am 20. November befindet sich Akubuo im Hungerstreik.

Die Petition trägt die Unterschriften von 105 Schauspielern und Mitarbeitern des "Lindenstraßen"-Ensembles, darunter die von Produzent Hans W. Geißendörfer und Darstellerin Marie-Luise Marjan ("Mutter Beimer"). Drehbuchautor Michael Meisheit und Schauspielerin Liz Baffoe überreichten die Bittschrift am Mittwoch einem Vertreter des Innenministeriums als oberster Ausländerbehörde. Die aus Ghana stammende und inzwischen in Deutschland eingebürgerte Liz Baffoe hatte in einer Folge der Vorabendserie selbst eine von Abschiebung bedrohte Nigerianerin gespielt. Die "Lindenstraße" erschöpfe sich nicht in "Love and Peace und Trallala", sondern definiere sich auch über gesellschaftliches Engagement, begründete der Sprecher der Geißendörfer Film- und Fernseh-Produktionsfirma in Köln, Wolfram Lotze, die Aktion. Akubuo ist der zweite Flüchtling aus Nigeria, für den sich die "Lindenstraße" einsetzt.

Der in der mecklenburgischen Kreisstadt Parchim gemeldete Nigerianer befindet sich im Gefängnis von Bützow in Auslieferungshaft. Sein Gesundheitszustand nach mehrwöchigem Hungerstreik sei "sehr bedenklich", berichtete die Sprecherin des Internationalen Menschenrechtsvereins Bremen, Stephanie Wansleben. Einen zunächst ausgesprochenen Abschiebeschutz hatte das Verwaltungsgericht Schwerin zurückgenommen. Offizielle Stellen und Flüchtlingsorganisationen bewerten die Gefahren für Oppositionelle und die Menschenrechtslage in Nigeria sehr konträr.