web.de, 02.12.2000 17:00

Angehörige und Freunde von ermordeten Dissidenten festgenommen

Teheran (AP) Zwei Jahre nach der Mordserie an iranischen Dissidenten sind acht Verwandte und Freunde damaliger Opfer festgenommen worden. Der Bruder eines ermordeten liberalen Oppositionspolitikers sagte am Samstag, sie seien bereits am Donnerstag von Zivilbeamten ohne Nennung von Gründen abgeholt und zum Teheraner Revolutionsgerichtshof gebracht worden. Wie es weiter hieß, hatten alle acht Festgenommenen an einer Gedenkfeier zum zweiten Todestag des Schriftstellers Madschid Scharif teilgenommen.

Ende 1998 waren fünf Schriftsteller und Dissidenten ermordet worden. Aus Empörung über die Morde protestierten damals tausende Menschen für die Aufklärung der Verbrechen. Im Februar 1999 trat der damalige Geheimdienstminister Korbanali Dorri Nadschafabadi zurück. Später teilte das Ministerium mit, abtrünnige Mitarbeiter hätten die Morde begangen. Die Verbrechen wurden jedoch nie aufgeklärt. Angehörige von zwei damals ermordeten Dissidenten erklärten am Samstag in einer Tageszeitung, sie könnten keine Gedenkfeiern für ihre Verwandten abhalten, da die Moscheen und Kulturzentren unter Druck ständen, solche Veranstaltungen nicht zuzulassen.

Der Enthüllungsjournalist Akbar Gandschi, der nach eigenen Recherchen über die Mordserie inhaftiert worden war, sagte am Samstag vor einem Gericht, die Drahtzieher trachteten auch ihm nach dem Leben. Gandschi hatte unter anderem Nadschafabadis Vorgänger Ali Fallahijan für die Morde verantwortlich gemacht. Gegen Fallahijan stellte ein Berliner Gericht 1997 einen Haftbefehl aus, da er die Ermordung von vier kurdischen Oppositionellen in dem griechischen Restaurant Mykonos im Jahr 1992 angeordnet haben soll.