Die Presse (A), 27.11.2000

Südlibanon: Israel übt Vergeltung an Hisbollah

Nahost. Zwischen Israel und der PLO kam es am Wochenende dank russischer Vermittlung zu einer vorsichtigen Annäherung.

Von unserer Korrespondentin SUSANNE KNAUL

JERUSALEM. Die israelische Luftwaffe griff am Sonntag Hisbollah-Stützpunkte im Südlibanon an. Zuvor hatten die schiitischen Rebellen einen Sprengsatz bei Har Nof, auf israelischem Gebiet, explodieren lassen. Dabei war ein israelischer Soldat getötet und drei weitere verletzt worden. "Die Operation ist eine direkte Fortsetzung des Kampfes der Hisbollah gegen israelische Soldaten", kommentierte Brigadegeneral Mosche Kaplinsky den Übergriff. Die israelische Armee habe "alle Stützpunkte angegriffen, von denen wir wissen, daß sich die Hisbollah dort versteckt hält". Zivile Ziele seien nicht bombardiert worden. Wenn es dennoch Verletzte auf libanesischer Seite gegeben haben sollte, so sei das von der Hisbollah zu verantworten. Trotz der bei der Armee herrschenden Sorge vor einer Eskalation, gab es gestern noch keine Aufforderung an die israelische Bevölkerung, in die Bunker zu gehen. Ein hoher israelischer Offizier hält indes eine Ausweitung des Konflikts auch auf Syrien für denkbar. Versöhnliche Töne waren hingegen aus Jordanien zu vernehmen: König Abdullah II. eröffnete die Parlamentssitzung mit einer Rede, in der er sich ausdrücklich zum nahöstlichen Friedensprozeß verpflichtet. Abdullah, der am Samstag in Amman mit Palästinenser-Präsident Jassir Arafat zusammentraf, erklärte, daß Jordanien die diplomatischen Beziehungen mit Israel nicht abbrechen wird. Vorsichtige Annäherung

Zwischen Israel und den Palästinensern kam es am Wochenende zu einer neuen Annäherung: Unter Vermittlung des russischen Präsidenten Wladimir Putin war es zu einem Telephonat zwischen Barak und Arafat gekommen. Dabei einigten sich die beiden Politiker auf eine Wiedereröffnung der Büros zur Sicherheitskoordination. Israel hatte die Büros nach einem Anschlag in Gaza geschlossen. Barak appellierte an Arafat, "aggressive Maßnahmen" zu ergreifen, um "Hetze, Gewalt und Terror" einzustellen.