Frankfurter Rundschau, 24.11.2000

Anschlag auf Verbindungsbüro

Bombe im Gazastreifen tötet israelischen Unterhändler

JERUSALEM, 23. November (ap/dpa). Israel hat am Donnerstag die faktische Schließung der zehn gemeinsamen Verbindungsbüros mit den Palästinensern angeordnet. Die dort tätigen Palästinenser wurden angewiesen, die Büros im Westjordanland und im Gazastreifen zu verlassen. Die Regierung zog damit die Konsequenzen aus dem Anschlag auf ein Verbindungsbüro im Gazastreifen, bei dem am Donnerstag ein israelischer Vertreter ums Leben kam.

Bei der Explosion des Sprengsatzes wurde der Raum zerstört, in dem israelische und palästinensische Unterhändler zu Fachgesprächen zusammenkamen. Damit hätten die Palästinenser die letzten Reste dieser Zusammenarbeit weggesprengt, sagte Armeesprecher Jarden Vatikai.

Im Westjordanland wurde am Donnerstag ein Aktivist der militanten Hamas-Bewegung bei der Explosion seines Autos getötet. Ibrahim Bani Odeh war zwei Jahre lang in palästinensischer Haft, weil er Bomben für die Hamas gebaut haben soll. Nach israelischen Luftangriffen auf das Westjordanland war er Mitte Oktober freigelassen, später aber wieder verhaftet worden. Zum Zeitpunkt der Explosion in der Stadt Nablus hatte er einen viertägigen Hafturlaub. Augenzeugen hatten zunächst vermutet, eine Rakete habe sein Auto getroffen. Dann war davon die Rede, dass möglicherweise eine Autobombe zu früh explodiert sei. Bei zwei Feuergefechten im Gazastreifen wurden am Donnerstag 14 Palästinenser verletzt.

Wegen des Bombenanschlags auf einen israelischen Bus in Hadera kam es in der Nacht zum Donnerstag bei einer Debatte im UN-Sicherheitsrat in New York zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen den Vertretern Israels und der Palästinenser. Israels UN-Botschafter Yehuda Lancry bezichtigte Palästinenserführer Arafat, sich "für Feuer und Blut" entschieden zu haben. Der palästinensische UN-Botschafter Nasser Al-Kidwa warf Israels Ministerpräsidenten Ehud Barak vor, die Palästinenser betrogen zu haben.