web de 22.11.2000 07:58

Diplomatischer Druck auf Israel

Jerusalem/Amman/Kairo/New York (dpa) - Angesichts der ausufernden Gewalt in den Palästinensergebieten erhöhen die arabischen Nachbarstaaten Israels den diplomatischen Druck auf die Regierung in Jerusalem.

Ägypten berief am Dienstag seinen Botschafter aus Israel zurück. Die jordanische Regierung kündigte am Abend an, dass ihr Botschafter, der Israel bereits bei Ausbruch der Unruhen verlassen hatte, vorerst nicht auf seinen Posten zurückkehren werde. Beide Länder reagierten damit auf die jüngsten israelischen Luftangriffe auf palästinensische Einrichtungen im Gazastreifen.

UN-Generalsekretär Kofi Annan verurteilte die israelischen Angriffe «aufs Schärfste». Zugleich appellierte er am Dienstag in New York an beide Seiten, jede weitere Eskalation zu vermeiden und das «Äußerste für ein Ende der Gewalt zu tun». Bei den israelischen Vergeltungsschlägen vor allem auf Einrichtungen der Fatah- Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat war am Montagabend ein Mensch getötet worden.

Der Jordanische König Abdullah II. forderte die israelische Regierung auf, «ihre Aggressionen gegen die Palästinenser zu beenden». Israel gefährde sonst die Chance auf Frieden in der Region. Zuvor hatte der ägyptische Außenminister Amre Mussa Israel «Grausamkeiten, die alle Grenzen übersteigen» vorgeworfen.

Israels Ministerpräsident Ehud Barak bedauerte die Abberufung des ägyptischen Botschafters. Nach Angaben von Außenminister Schlomo Ben- Ami denke Israel aber nicht daran, seinerseits Botschafter abzuberufen.

Ungeachtet der diplomatischen Krise verstärkte die israelische Armee am Abend ihre Truppen im Gazastreifen. Bei Kisufim, wo es am Dienstag zu mehreren palästinensischen Angriffen auf eine jüdische Siedlung gekommen war, gingen nach Angaben des israelischen Rundfunks Panzer in Stellung.

Allein am Dienstag waren wieder neun Palästinenser getötet worden. Ein israelischer Siedler wurde im Gazastreifen von Palästinensern erschossen. Die palästinensischen Behörden hoben das Schießverbot für die Palästinenserpolizei am Dienstag auf. «Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser. Daher ist es das Recht der palästinensischen Polizei, auf die israelische Aggression zu reagieren», sagte Kabinett-Sekretär Achmed Abdul Rachman.