web de 22.11.2000 08:00

Gazastreifen von Israel faktisch g e t e i l t - Erste Zusammenfassung

Panzer trennen Norden vom Süden - Arabische Staaten fordern Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats

Jerusalem (AP) Nach den jüngsten schweren Unruhen im Gazastreifen hat Israel das palästinensische Gebiet am Mittwoch mit Panzersperren in zwei Hälften geteilt. Schwere Kettenfahrzeuge und Schützenpanzer bezogen dort nach Angaben eines Militärsprechers Stellung und hinderten Palästinenser daran, vom Norden in den Süden des Gazastreifens zu gelangen oder die Absperrung in der Gegenrichtung zu passieren. In der Nähe jüdischer Siedlungen im Gazastreifen wurde am Mittwochmorgen ein israelisches Geländefahrzeug und ein Militärstützpunkt beschossen; ein Soldat wurde verletzt.

Mit der neuen Sperre reagierten die Streitkräfte offenbar auf einen Überfall am Dienstag, bei dem ein 18-jähriger Bewohner einer jüdischen Siedlung erschossen wurde. Die Eskalation im Gazastreifen begann am Montag mit einem Anschlag auf einen israelischen Schulbus, bei dem zwei erwachsene Begleiter getötet wurden. Die israelische Luftwaffe flog daraufhin Angriffe auf mehrere Ortschaften im Gazastreifen.

Ägypten nahm die Luftangriffe zum Anlass, seinen Botschafter in Israel zurückzurufen. Der Diplomat Mohammed Bassiuni wurde am Mittwoch in Kairo erwartet. Die jordanische Regierung bekräftigte, dass der neue Botschafter für Israel erst dann sein Beglaubigungsschreiben vorlegen werde, «wenn Israel seine Angriffe einstellt». Die arabischen Staaten forderten den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu einer weiteren Dringlichkeitssitzung über die anhaltende Gewalt im Nahen Osten auf. Israel erklärte wiederum den USA, dass die Regierung derzeit keine Grundlage für die geplante internationale Untersuchung der Ursachen des Konflikts sehe. Solange die Unruhen andauerten, sei eine Untersuchung nicht angebracht. Die Mission war im Oktober auf dem Gipfel von Scharm el Scheich vereinbart worden - zusammen mit einer Waffenruhe, die bislang nicht umgesetzt wurde. Den blutigen Unruhen im Westjordanland und im Gazastreifen fielen seit dem 28. September mehr als 240 Menschen zum Opfer, die meisten von ihnen Palästinenser.