Salzburger Nachrichten, 22.11.2000

Türkische Soldaten unter EU-Befehl

Die Griechen beginnen im Streit mit der Türkei wieder zu sticheln.

Die Türken bleiben besonnen und wollen zur Krisentruppe der EU beitragen.

HEDWIG KAINBERGER, BRÜSSEL (SN).

Die Türkei hat am Dienstag gemeinsam mit 14 anderen europäischen Ländern ihre Bereitschaft bekundet, an der Eingreiftruppe der EU mitzuwirken und dafür Soldaten, Schiffe und sonstige militärische Ausrüstung bereitzustellen. Die Türkei stellt sogar das mit Abstand größte Kontingent in Aussicht.

Allein die Tatsache, dass die Türkei einen Beitrag für eine künftige militärische Aktion unter EU-Kommando versprochen habe, sei in Anbetracht der "politischen und psychologischen" Aspekte der Beziehung beachtlich, sagte der französische Verteidigungsminister und Vorsitzende, Alain Richard, auf Anfrage der SN. Der hohe EU-Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, sprach von einer "sehr konstruktiven Haltung" des türkischen Außenministers. Weitere Kommentare verweigerten die beiden EU-Politiker. Zu delikat, zu brenzlig sind offenbar die Beziehungen zur Türkei geworden, vor allem seit am Montag im Rat der Außenminister ein Eklat nur mühsam abgewendet wurde. Frankreichs Außenminister Hubert Vedrine hatte eine Debatte über die Beitrittspartnerschaft zwischen EU und Türkei abgeblockt.