yahoo 11.11.2000

Arafat scheitert mit Forderung nach internationaler Schutztruppe

Palästinenserpräsident Jassir Arafat hat vor dem Weltsicherheitsrat in New York für seine Forderung nach einer UN-Truppe in den Autonomiegebieten wenig Unterstützung gefunden. Gleichzeitig äußerten die Mitgliederstaaten angesichts der eskalierenden Lage Verständnis für das Schutzbedürfnis der Palästinenser. Frankreich regte an, nicht bewaffnete UN-Beobachter in die Region zu entsenden.

In seiner 90-minütigen Rede appellierte Arafat an die 15 Ratsmitglieder, die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen in die Lösung des Nahost-Konflikts einzubeziehen. Jerusalem will eine UN-Truppe jedoch nicht zulassen, wie der israelische UN-Botschafter Jehuda Lancry nach Arafats Rede klarstellte. Die USA unterstützen die Haltung Israels.

Unterdessen wurden bei Unruhen in den Autonomiegebieten fünf Palästinenser und ein israelischer Soldat getötet. Unmittelbar nach der Beerdigung des palästinensischen Milizenführers Hussein Abajat waren in Eres, Bethlehem und Ramallah erneut Kämpfe ausgebrochen.

Abajat war am Vortag bei einem israelischen Hubschrauberangriff getötet worden. Er war der regionale Anführer der Tasim-Miliz, des bewaffneten Arms von Arafats Fatah-Organisation.Tausende Trauernde hatten an Abajats Beisetzung in Bethlehem teilgenommen.

Bei Gefechten in Tschenin und an den Grenzübergängen Eres und Karni wurden nach Angaben palästinensischer Ärzte drei Palästinenser, darunter ein 14 Jahre alter Junge, von israelischen Grenzposten erschossen. In Ramallah lieferten sich Soldaten Gefechte mit mehreren hundert Steine werfenden Palästinensern. Im Westjordanland wurden Flugblätter verbreitet, auf denen zu Rache für das Attentat auf Abajat aufgerufen wurde; als Ziel nannten die Verfasser den israelischen Armeechef, Generalleutnant Schaul Mofas.

In Washington löste die neuerliche Eskalation Besorgnis aus. Am Sonntag wird Barak in Washington erwartet. Er zeigte sich pessimistisch über die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen mit Palästina. Er meinte: "Ich würde unser aller Erwartungen niedrig ansetzen."

Unterdessen hält sich die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, zu einem zweitägigen Besuch in den palästinensischen Autonomiegebieten auf. Sie will sich nach eigenen Angaben ein genaues Bild von der Lage machen und Menschenrechtsverstöße untersuchen, die bei den Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern begangen wurden.