taz Hamburg 11.11.2000

Radyo yarini

Am Montag startet das türkisch-deutsche Morgenradio "Oriental Sabah"

So richtig entscheiden mochten sie sich nicht, welche nun die Zielgruppe der Radiosendung "Oriental Sabah" ("Orientalischer Morgen") sein soll. Mit Unterstützung des Büros der Ausländerbeauftragten in Hamburg startet am kommenden Montag im Offenen Kanal eine neue Live-Sendung: Montags bis freitags von 8 bis 10 Uhr wird der 24jährige Bülent Kayaturan sie in zwei Sprachen moderieren.

Türken stellen - wie auch andernorts - in Hamburg die größte Migrantengruppe, fast die Hälfte von ihnen ist zwischen 20 und 45 Jahren alt. Doch nicht auf dem momentan unter Jüngeren populären Oriental House soll der Schwerpunkt liegen - auch wenn es der Titel der Sendung vielleicht nahelegt. Musikalisch möchte Kayaturan mit der neben Berlin einzigen türkisch- und deutschsprachigen täglichen Radiosendung Deutschlands auch die Älteren ansprechen. Hauptsächlich soll Pop laufen, doch ein Drittel des Musikprogramms ist für türkische Klassik reserviert.

Das Anliegen der Macher und Unterstützer des Programms ist das der Interkulturalität, projektiv soll die Sendung auch den Ureinwohnern Hamburgs und anderen Migrantengruppen etwas zu bieten haben. Regelmäßige regionale Sportberichterstattung beispielsweise soll das Reinhören für die Kanakster der örtlichen Kickervereine attraktiv machen, egal aus welchem Land ihre Eltern kommen. Auch Zuarbeit von Angehörigen anderer Migranten ist willkommen. Es könnte allerdings schwierig sein, hierfür angesichts der türkisch-deutschen Ausrichtung der Sendung Interessenten zu finden.

Nun ist mit einem türkisch-deutsches Morgenradio schon ziemlich viel gewonnen. Aber die Unentschiedenheit, ob man denn Radio für Deutschländer (die in Deutschland lebenden Türken mit oder ohne deutschen Pass) oder eine Sendung für alle Migranten der Stadt oder eine für Hamburger von Hamburgern machen will, deutet auch auf die Sollbruchstelle des Projekts der Interkulturalität. Denn wo die Kulturen, auf die ein Medium abzielt, zuerst national gedacht werden, geraten die (Sub-)Kulturen, die sich jenseits von Pässen über einen bestimmten Musikstil, eine bestimmte Haltung oder politische Überzeugung definieren, nur schwer in den Blick. Doch noch ist ja nichts entschieden. Wir sind gespannt.

Christiane Müller-Lobeck

ab 13.11., immer Mo - Fr, 8 - 10 Uhr, Offener Kanal (UKW 96,0 MHz/Kabel 95,45MHz)