Aachener Nachrichten, 7.11.2000

Superintendent fordert: "Kompetente Flüchtlingsarbeit"

Synode verurteilt Calhans Abschiebung

Stolberg (an-o/ms). Die Abschiebung des Kurden Hyssein Calan enttäuscht Hans-Peter Bruckhoff. Der Superintendent des Kirchenkreises Aachen fand in Stolberg ernste Worte für das harte Vorgehen des Landes NRW im "Fall Calan".

Hyssein Calan war Sprecher des Wanderkirchenasyls und wurde während der Vergabe des Aachener Friedenspreises verhaftet. Alle Proteste halfen nicht, vergangene Woche wurde der Kurde in die Türkei abgeschoben. "Ich habe die Gesichter der Unterstützer des Wanderkirchenasyls vor Augen", sagte Superintendent Bruckhoff, "da flossen Tränen, da sind Menschen stumm geworden, die miterlebten, wie die Abschiebemaschinerie Hyssein Calan erfasste ohne die Möglichkeit des Abschieds, ohne Koffer, ohne Hoffnung."

Verantwortung übernehmen

In seinem Jahresbericht stellte Bruckhoff heraus, dass die Evangelische Kirche eine professionelle und sachkompetente Flüchtlingsarbeit brauche. Während der Synode des evangelischen Kirchenkreises im Gemeindezentrum Frankental appellierte er an die Christen, Verantwortung zu übernehmen. Der Superintendent streifte viele Themen in seinem Bericht. Er forderte, aktiv gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit einzutreten. Bruckhoff kritisierte die Diskussion um eine "deutsche Leitkultur" und wünschte sich mehr Zivilcourage in der Gesellschaft.

Der Blick auf die eigene Kirche war auch ein Blick auf die finanzielle Situation. "Bei allen Veränderungen und Einsparungen müssen wir auch weiter als Kirche in der Region, als Kirchenkreis handlungsfähig bleiben", sagte Bruckhoff.