Der Landbote (Schweiz), 07. November 2000

Schweiz

EIN VIERTEL ALLER AUSLÄNDER IN DER SCHWEIZ WURDEN HIER GEBOREN

Jede vierte Ehe national gemischt

Fast ein Viertel der 1,5 Millionen Ausländer in der Schweiz ist hier geboren. Bei den Kindern und Jugendlichen sind es sogar mehr als drei Fünftel. Jede vierte Eheschliessung in der Schweiz ist heute «binational». (ag)

BERN. 23,6 Prozent der ausländischen Wohnbevölkerung sind nicht Immigranten. Sie gehören zur zweiten oder dritten Ausländergeneration, wie aus einem Bericht hervorgeht, den das Bundesamt für Statistik zusammen mit der Studie zur Einbürgerung publiziert hat. 61,6 Prozent der ausländischen Kinder und Jugendlichen unter zwanzig Jahren sind hier geboren.

Beträchtliche Unterschiede

Nach Nationalitäten gibt es dabei beträchtliche Unterschiede. Von den italienischen und den türkischen Staatsangehörigen kamen je rund ein Drittel hier zur Welt, von den deutschen und den französischen hingegen nur je 13 Prozent. 36 Prozent aller im Ausland Geborenen leben seit mindestens fünfzehn Jahren in der Schweiz, 16,2 Prozent sogar seit mindestens dreissig Jahren. Von den Personen mit italienischem oder spanischem Pass haben fast alle eine unbefristete Niederlassungsbewilligung.

Im letzten Jahr wurden in der Schweiz 11 400 schweizerisch- ausländische Ehen geschlossen. Bei jeder vierten Eheschliessung war damit einer der Partner fremder Nationalität. Während ein Viertel aller Schweizer Männer eine Ausländerin ehelichte, heirateten nur 14 Prozent der Schweizerinnen einen Ausländer.

Die ausländischen Ehefrauen von Schweizer Männern kamen 1999 am häufigsten aus Deutschland, Italien, Brasilien, Thailand, Frankreich, Österreich und Russland, die ausländischen Ehemänner von Schweizer Frauen aus Italien, Jugoslawien, Deutschland, Frankreich, Spanien und der Türkei.

Ausländeranteil jetzt 19,6 Prozent

Die Schweiz gehört nach Luxemburg und Liechtenstein zu denjenigen westeuropäischen Ländern, die im Verhältnis zur Bevölkerungszahl am meisten ausländische Staatsangehörige beherbergen. 1999 wohnten rund 1,5 Millionen Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) gestern Montag mitteilte. Weitere 143 000 Auswärtige waren in der Schweiz erwerbstätig, wohnten aber im Ausland.

Wirtschaftlicher Sog

Der Anteil der ständigen ausländischen Wohnbevölkerung nahm gegenüber dem Vorjahr um 35 100 Personen oder 2,3 Prozentpunkte auf 19,6 Prozent zu. Hauptverantwortlich dafür waren der Geburtenüberschuss und der verstärkte Familiennachzug. Werden Kurzaufenthalter, Saisonarbeitskräfte und Asylbewerber dazu gezählt, erhöht sich der Ausländeranteil auf 21,1 Prozent.

Dieser vergleichsweise hohe Ausländeranteil hängt laut Einschätzung des Bundesamtes für Statistik mit der Kleinstaatlichkeit der Schweiz, der wirtschaftlichen Entwicklung und der niedrigen Einbürgerungsziffer zusammen. Diese Ziffer betrug zwischen 1985 und 1991 0,7 Prozent und stieg zwischen 1992 und 1998 auf durchschnittlich 1,3 Prozent respektive 1999 auf 1,5 Prozent an, verglichen etwa mit einer Einbürgerungsrate von neun Prozent in den Niederlanden.

Grosse regionale Unterschiede

Nach wie vor stammt eine knappe Mehrheit der Ausländerinnen und Ausländer aus einem Mitgliedsstaat der EU oder der Efta. Ein Viertel der ausländischen Wohnbevölkerung ist in der Schweiz geboren, weitere 27 Prozent leben seit 15 Jahren oder länger in der Schweiz. Die regionalen Unterschiede des Ausländeranteils sind zum Teil sehr gross und schwanken zwischen 37,8 Prozent im Kanton Genf und 8,3 Prozent im Kanton Uri.