web de 03.11.2000 19:49

Meuternde Häftlinge in der Türkei lassen alle Geiseln frei

Anführer in anderes Gefängnis verlegt

Ankara (AP) Nach der Verlegung ihres Anführers haben Aufständische in einem türkischen Gefängnis wie angekündigt am Freitag ihre 26 Geiseln freigelassen. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolia berichtete, der Anführer einer Verbrecherbande, Nuri Ergin, habe nach einem Gespräch mit dem Regionalgouverneur Ayhan Cevik seine Waffen abgegeben. Zunächst wurden drei der Geiseln freigelassen, die anderen blieben in der Hand von Ergins Bruder Vedat in der Anstalt Usak. Sie kamen frei, als Vedat von der sicheren Ankunft seines Bruders in einem anderen Gefängnis 250 Kilometer nördlich von Izmit hörte.

Ergin und andere Mitglieder der Bande hatten am Donnerstag vor kurzem in die Anstalt verlegte Angehörige einer rivalisierenden Bande angegriffen und fünf von ihnen getötet. Dann nahmen sie 28 Geiseln, ließen aber zwei Personen kurze Zeit später gehen. Ergin erklärte, die Getöteten hätten sich in das Gefängnis verlegen lassen, um ihn umzubringen. Die Fehde zwischen den Banden begann vor einem Jahr, als beide um die Vorherrschaft in einem Istanbuler Gefängnis kämpften. Erst in der vergangenen Woche waren in der Türkei zwei Häftlingsaufstände ohne Blutvergießen zu Ende gegangen. In türkischen Gefängnissen leben oftmals bis zu 100 Häftlinge in einem Trakt zusammen. Es kommt häufig zu Aufständen oder Geiselnahmen.