Neue Zürcher Zeitung (CH), 2.11.2000

Fortsetzung der Zypern-Verhandlungen in Genf

Auch bei der fünften Runde kein Durchbruch erwartet

jpk. Genf, 1. November

In Genf ist am Mittwoch die fünfte Runde der im vergangenen Jahr neu lancierten Zypern-Verhandlungen eröffnet worden. Der Sonderberater des Uno-Generalsekretärs für Zypern, Alvaro de Soto, hatte vor dem Beginn der Verhandlungen an einer Pressekonferenz erneut vor zu hohen Erwartungen gewarnt. Die Annäherung zwischender Türkei und Griechenland und gewisse Entscheide der EU hätten zwar eine gute Grundlage für die Verhandlungen geschaffen; zwischen den Griechischzyprioten und den Türkischzyprioten bestünden aber nach wie vor grosse Differenzen. So könnten sich die beiden Parteien weiterhin nicht einmal darauf einigen, welche Verhandlungsbereiche prioritär behandelt werden sollten, erklärte de Soto. Dies habe zur Folge, dass zurzeit immer noch alle Bereiche parallel angegangen werden müssten. Es sei deshalb nicht mit einem baldigen Durchbruch oder grossen Fortschritten zu rechnen, betonte de Soto. Auch direkte Verhandlungen zwischen den Leitern der Delegationen, dem zypriotischen Präsidenten Klerides und dem Führer der Türkischzyprioten, Denktasch, seien weiterhin nicht in Sicht. Die neue Runde der Verhandlungen soll nach Angaben de Sotos bis zum 10. November dauern. Der Zeitpunkt für die in New York vorgesehene sechste Runde soll je nach Ausgang der Genfer Gespräche festgesetzt werden.

Ziel der Verhandlungen bleibt nach Angaben de Sotos weiterhin die Vereinbarung eines alle wichtigen Aspekte umfassenden Friedensabkommens zur definitiven Beilegung des Konfliktes. Während die Griechischzyprioten weiterhin auf einer Konföderation der beiden Inselteile mit einer starken Zentralmacht beharren, streben die Türkischzyprioten lediglich eine lose Konföderation zwischen zwei praktisch unabhängigen Einheiten an. Als Vorbedingung für die Aufnahmesubstanzieller Verhandlungen unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen hat Denktaschdeshalb immer wieder die Anerkennung des türkischzypriotischen Teils als quasi unabhängigen Staat gefordert, was von Klerides als inakzeptabel abgelehnt wird. Zypern ist seit dem Einmarsch türkischer Truppen 1974 geteilt. Der türkische Norden wird nur von der Türkei anerkannt.