WEB.DE 31.10.2000 17:25

Arafat erzürnt über israelische Luftangriffe

Israel der Zerstörung des Friedensprozesses beschuldigt - Zwei Tote und 45 Verletzte bei neuen Zusammenstößen - Barak erreicht befristete Duldung durch Schas-Partei Jerusalem (AP) Das Verhältnis zwischen Israelis und Palästinensern hat sich nach den schweren Luftangriffen vom Montag weiter verschlechtert. Der palästinensische Präsident Jassir Arafat äußerte sich am Dienstag empört über die Angriffe israelischer Kampfhubschrauber auf palästinensische Ziele im Westjordanland und Gazastreifen und warf den Israelis die Zerstörung des Friedensprozesses vor. Gleichzeitig kam es am Dienstag zu neuen blutigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern, bei denen zwei Menschen starben und 45 verletzt wurden. Der israelische Angriff vom Montag, einer der schwersten seit dem Beginn der jüngsten Gewaltwelle vor 34 Tagen, werde die Entschlossenheit der jungen Palästinenser nicht brechen, Jerusalem, die Moslems und die heiligen Stätten zu verteidigen, sagte Arafat: «Was hier und anderswo in den palästinensischen Gebieten geschieht, wird nicht ein Haar auf den Köpfen dieser Kinder erschüttern», sagte Arafat bei der Besichtigung des zerstörten Hauptquartiers seiner Präsidentengarde in Chan Junis im Gazastreifen. Israel bezeichnete die Luftangriffe als Vergeltung für die Ermordung zweier seiner Bürger in Jerusalem und als Warnung vor einem Guerillakrieg. Der stellvertretende israelische Verteidigungsminister Ephraim Sneh sprach von einer «angemessenen Antwort» auf den Tod zweier israelischer Bürger am Montag in Jerusalem. Einer von ihnen wurde am Rand der Stadt erstochen aufgefunden, der andere in Jerusalem niedergeschossen. Dagegen sagte der Palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erakat: «Ich weiß nicht, was Israel mit dieser Sprache zu erreichen versucht». Ministerpräsident Ehud Barak habe gesagt, dass es für Gewalt keinen Lohn gebe. «Der Ministerpräsident sollte auf sich selbst hören», fügte Erakat hinzu. Bei den Angriffen wurden auch der Tempel und Büroräume der Samariter in Nablus schwer beschädigt. Die bereits in der Bibel erwähnten Samariter sind eine Abspaltung vom Judentum. Rund 600 von ihnen leben in zwei Gemeinden in Nablus und in Israel. Ein Wächter des Tempels sagte, die Israelis hätten gewusst, was für ein Ziel sie vor sich hätten. «Sie hätten diesen heiligen Ort achten müssen.» Barak bemühte sich am Dienstag weiter um die Bildung eines Bündnisses seiner Minderheitsregierung mit der ultraorthodoxen Schas-Partei. Gespräche mit dem rechtsgerichteten Likud-Block waren zuvor gescheitert. Schas sagte zu, die Regierung in den kommenden vier Wochen zu dulden. Der Parteivorsitzende Eli Ischai schränkte allerdings am Dienstag ein, dies gelte nur unter der Voraussetzung, dass Barak die im Abkommen von Camp David gemachten Zusagen ruhen lasse. Nach Medienberichten unterzeichnete Barak am Montagabend ein Abkommen mit Schas, wonach deren Privatschulen mehr Geld erhalten und Pläne, die Rolle der Religion im israelischen Alltagsleben einzuschränken, fallen gelassen werden sollen.