Frankfurter Rundschau 30.10.2000

Asyl

Prominente protestieren vor Bürener Gefängnis

FRANKFURT A. M., 29. Oktober (FR). Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle haben zum Protest gegen die drohende Abschiebung des kurdischen Flüchtlings Hüseyin Calhan aufgerufen. Zwölf Stunden lang wollen sie am heutigen Montag von 22 Uhr an vor den Toren des Abschiebegefängnisses im nordrhein-westfälischen Büren demonstrieren. Die Aktion richtet sich auch gegen die Asylpolitik der Düsseldorfer Landesregierung, die ihre Abschiebepraxis verschärfe und offensichtlich das Wanderkirchenasyl "endgültig beseitigen" wolle. Dagegen "stellen wir uns quer", heißt es in dem Aufruf, den auch die Schriftsteller Günter Grass und Günther Wallraff, die Theologin Dorothee Sölle und der Kabarettist Jürgen Becker unterzeichnet haben. Weitere Unterzeichner sind der Flüchtlingsrat Nordrhein-Westfalen sowie zahlreiche Friedens- und kirchliche Organisationen.

"Die Nacht des Protestes" zielt vor allem darauf, die für den kommenden Dienstag geplante Abschiebung von Calhan zu verhindern. Er sei in der Türkei mehrfach festgenommen und gefoltert worden. In Deutschland seien seine Asylanträge abgelehnt worden, die letzte Zuflucht habe er im Wanderkirchenasyl gefunden. Wenn er jetzt von den nordrhein-westfälischen Behörden abgeschoben werde, heißt es in dem Aufruf weiter, drohe ihm "erneut Folter und vielleicht sogar der Tod".

Vor wenigen Tagen war der Kurde Mehmet Kilic, ebenfalls Sprecher des Wanderkirchenasyls, in die Türkei abgeschoben worden. Kilics Gesundheit galt wegen eines Hungerstreiks als angegriffen.