web.de, 26.10.2000 16:12

Zweite Meuterei in Istanbuler Gefängnis unblutig beendet

Forderung nach Amnestiegesetz soll geprüft werden

Ankara (AP)

Meuternde Häftlinge in der südtürkischen Stadt Adana haben am Donnerstag die letzten 13 ihrer Geiseln freigelassen. Zuvor hatten Sondereinheiten der Polizei Warnschüsse in die Luft abgegeben. Den Häftlingen wurde zugesichert, ihre Forderung nach einem Amnestiegesetz werde als dringlich behandelt und geprüft. Die Gefangenen hatten am Montag 21 Geiseln genommen, acht von ihnen aber seitdem freigelassen.

Im vergangenen Jahr wurde ein Amnestiegesetz, demzufolge fast die Hälfte der 74.500 Gefangenen im Land freigelassen werden sollte, zwar vom Parlament verabschiedet. Der damalige Staatspräsident Süleyman Demirel legte dagegen jedoch auf Grund massiver öffentlicher Proteste gegen die Freilassung von Mördern und korrupten Beamten sein Veto ein. Die Tageszeitung «Hürriyet» berichtete am Donnerstag, Ministerpräsident Bülent Ecevit habe angekündigt, ein neues Gesetz werde so bald wie möglich beraten. In türkischen Gefängnissen leben oftmals bis zu 100 Häftlinge in einem Trakt zusammen. Es kommt häufig zu Aufständen oder Geiselnahmen.

Erst am Dienstag war eine weitere Geiselnahme in der Istanbuler Strafanstalt Bayrampasa ohne Blutvergießen zu Ende gegangen.