web de 21.10.2000 12:59

Mubarak macht Israel für Unruhen verantwortlich

Arabische Liga berät über Lage in den palästinensischen Autonomiegebieten - «Wir sind alle wütend»

Kairo (AP) Der ägyptische Präsident Husni Mubarak hat Israel für den Stillstand des Nahost-Friedensprozesses verantwortlich gemacht. Zum Auftakt des Gipfeltreffens der Arabischen Liga in Kairo warf Mubarak am Samstag den Israelis vor, Unschuldige zu terrorisieren und wehrlose Kinder zu töten. Er bekräftigte, die Araber seien weiter zu Verhandlungen bereit. Der palästinensische Präsident Jassir Arafat erklärte, das Ziel seines Volkes sei ein unabhängiger Staat mit Jerusalem als Hauptstadt und die Rückkehr der Flüchtlinge.

Mubarak verurteilte Israels «Politik der kollektiven Bestrafung, der Belagerung von Städten und der Abriegelung von Grenzübergängen». Die arabische Welt bestehe auf Garantien, dass diese Vorgänge sich unter keinen Umständen wiederholen, erklärte der ägyptische Präsident, der zusammen mit US-Präsident Bill Clinton beim jüngsten Nahost-Krisengipfel in Scharm el Scheich als Vermittler aufgetreten war. Dort hatten sich Israelis und Palästinenser am Dienstag auf einen Gewaltverzicht geeinigt. Trotzdem kam es in den vergangenen Tagen zu Ausschreitungen.

«Wir sind alle wütend», sagte Mubarak. Dennoch müssten die arabischen Staatschefs den Weg verfolgen, «der Stabilität sichert und uns davor bewahrt, uns den Gefühlen hinzugeben». Arafat ergänzte: «Unsere Wahl ist die Wahl eines dauerhaften, gerechten und umfassenden Friedens.»

In Kairo kamen 15 der 22 Staatsoberhäupter der Arabischen Liga zusammen. Berichten zufolge liegt ein Entwurf der Abschlusserklärung vor, in der die arabischen Regierungen aufgerufen werden, ihre Repräsentanten aus Tel Aviv abzuziehen beziehungsweise Pläne zu einer engeren wirtschaftlichen oder kulturellen Zusammenarbeit mit Israel einzufrieren. Es wurde erwartet, dass dies einigen Staatschefs nicht weit genug geht. Bei den Unruhen in den palästinensischen Autonomiegebieten und in Teilen Israels wurden bislang mehr als 100 Menschen getötet, die meisten von ihnen Palästinenser.