web.de, 17.10.2000 21:05

Griechenland nimmt Kompromiss der NATO im Manöverstreit an

Drohte mit Abzug der Truppen - Entscheidung bei der Türkei

Athen (AP)

Griechenland hat am Dienstag einen Kompromissvorschlag der NATO im Streit um das Manöver in der Ägäis angenommen. Ob der Konflikt um die Flugpläne über zwei griechischen Ägäis-Inseln damit beigelegt ist, hängt nun von der Türkei ab, die den Vorschlag von NATO-Oberbefehlshaber General Joseph Ralston auch noch akzeptieren muss. Griechenland hatte damit gedroht, seine Streitkräfte von dem Manöver zurückziehen, wenn die Flugpläne nicht geändert werden.

Bei dem Streit geht es um die griechischen Ägäis-Inseln Lemnos und Ikaria. Der Luftraum über ihnen wurde von der Türkei für die NATO-Übung gesperrt. Nach griechischen Angaben wurde die Entscheidung über die Sperre erst getroffen, nachdem der amerikanische Kommandeur des Manövers, Generalleutnant Ronald Keys, aus der Region abgereist war. Ein türkischer Luftwaffengeneral habe anschließend das Kommando übernommen. Nach türkischer Lesart ist die Insel Lemnos entmilitarisiert. Ankara beruft sich dabei auf den Vertrag von Lausanne von 1923. Griechenland ist dagegen der Ansicht, dass die Konvention von Montreux aus dem Jahr 1936 den früheren Vertrag ersetzt und militärische Einrichtungen auf der Insel gestattet. Wegen des Streits um Lemnos weigerte sich Griechenland von 1981 bis 1998, an NATO-Übungen in der Ägäis teilzunehmen.

Ralston schlug nun vor, dass die griechischen Flugzeuge wieder unter griechischem Kommando stehen, wenn sie in den griechischen Luftraum fliegen. Am Mittwoch vergangener Woche hatten griechische Soldaten im Rahmen der NATO-Übung «Destined Glory» erstmals seit 78 Jahren türkischen Boden betreten. Die Beziehungen zwischen den NATO-Partnern Türkei und Griechenland waren über Jahre gespannt. Im Streit um die Grenzziehung in der Ägäis und um Zypern standen beide Seiten drei Mal am Rand eines Krieges. Eine Entspannung zeichnete sich erst nach den schweren Erdbeben im vergangenen Jahr ab, als beide Staaten sich gegenseitig Katastrophenhilfe leisteten.