Frankfurter Rundschau 14.10.2000

"Brutalität" Israels verurteilt

Arabische Staaten rügen Luftangriffe in scharfem Ton

BEIRUT, 13. Oktober (ap/rtr). Nach den israelischen Luftangriffen auf palästinensische Ziele im Westjordanland und Gazastreifen haben die Führer mehrerer arabischer Staaten Israel mit scharfen Worten angegriffen. Der libanesische Ministerpräsident Selim Hoss erklärte: "Israel hat einmal mehr gezeigt, dass es keine Grenzen seiner Brutalität kennt." Der kuwaitische Außenminister Scheich Sabah el Ahmed el Sabah verurteilte die "brutale israelische Aggression gegen das unbewaffnete palästinensische Volk". Über die kuwaitische Nachrichtenagentur Kuna rief Sabah die internationale Staatengemeinschaft zur Mithilfe auf, um die "absichtliche Sabotage aller ernsthaften Bemühungen für einen wirklichen und gerechten Frieden in der Region" zu stoppen.

Der irakische Präsident Saddam Hussein forderte alle arabischen Staaten auf, die Frieden mit Israel geschlossen haben, die Botschafter des jüdischen Staates auszuweisen. Ein palästinensischer Aufstand oder eine militärische Front gegen Israel müsse mit Männern, Geld und Armeen unterstützt werden, zitierte ihn die staatliche Zeitung El Irak.

Auf einem Gipfeltreffen am 21. Oktober wollen die Staatschefs der arabischen Staaten die Nahost-Krise besprechen. Beobachten erklärten, offenbar wachse der Druck auf die Regierungen, sich nach den jüngsten israelischen Luftangriffen wenigstens symbolisch gegen Israel und seinen Verbündeten, die USA , zu wehren.

Im größten palästinensischen Flüchtlingslager in Libanon in Ein el Hilweh demonstrierten am Freitag 7000 Palästinenser gegen die israelischen Angriffe vom Donnerstag. Sie verbrannten Bilder des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und von US-Außenministerin Madeleine Albright.

In Russland berieten am Freitag Präsident Wladimir Putin und Außenminister Igor Iwanow über den eskalierenden Nahost-Konflikt. Der Vorsitzende des Sicherheitsrates, Sergej Iwanow, erklärte, Russland sei bereit, seine Vermittlerrolle stärker wahrzunehmen.

US-Präsident Bill Clinton hatte am Donnerstagabend an Israelis und Palästinenser appelliert, trotz der jüngsten Eskalation der Gewalt an den Verhandlungstisch zurückzukehren.