Freie Presse, 12.10.2000

Angeblich Panzer-Streit zwischen Berlin und Ankara

Berlin: Kein Ersatzteil-Lieferstopp für türkische Panzer

Die Bundesregierung hat Berichte zurückgewiesen, wonach Berlin die Lieferung von Ersatzteilen für Panzer des deutschen Typs Leopard-I an die türkische Armee eingestellt hat. Sprecher von Bundesverteidigungsministerium und Wirtschaftsministerium sagten, die türkischen Presseberichte seien nicht zutreffend. Die Zeitungen hatten sich auf das Umfeld der Regierung in Ankara berufen und berichtet, für den älteren Panzer-Typ Leopard I, von dem die türkische Armee etwa 500 Stück besitzt, sollten keine Ersatzteile mehr geliefert werden. Zur Zeit seien die Ersatzteillager für den Leopard-I in der Türkei noch voll, doch könne es bald Probleme geben, weil die Ersatzteilversorgung von der deutschen Seite gestoppt worden sei, berichteten die türkischen Zeitungen. Regierungsvertreter in Ankara wurden mit den Worten zitiert, die Haltung Berlins werde negative Folgen für die deutsch-türkischen Beziehungen haben.

Die rot-grüne Bundesregierung hatte in den vergangenen Wochen klargestellt, dass die Türkei wegen der Menschenrechtsverletzungen im Land keine modernen Leopard-II-Panzer erhalten werde.

Die Türkei sucht zur Zeit einen ausländischen Partner für den Bau von 1000 Kampfpanzern. Um den 14-Milliarden-Mark-Auftrag zum Bau der Kampfpanzer im Rahmen eines Joint Ventures in der Türkei bewerben sich neben dem Leopard-II-Hersteller Krauss-Maffei-Wegmann noch drei andere Firmen aus Frankreich, der Ukraine und den USA. Das mögliche Rüstungsgeschäft mit der Türkei hatte im vergangenen Jahr heftigen Streit in der rot-grünen Koalition ausgelöst. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte gegen den Widerstand von Außenminister Joschka Fischer (Grüne) die Genehmigung für die Lieferung eines Testpanzers an die Türkei durchgesetzt.

(AFP)