Nordkurier, 6.10.2000

Hungerstreik in Asylbewerberheim

Ausländerbeauftragter begrüßt Protestaktion der Kurden in Bellin

Pasewalk/Ueckermünde (EB/aw). Seit zwei Tagen befinden sich 15 aus der Türkei stammende Kurden im Asylbewerberheim Bellin im Hunger-Streik. Nach Angaben von Murat Kilavuz, der zusammen mit Ilhan Erginci den Streik organisiert, sei die Belliner Aktion "Teil einer bundesweiten Protestaktion" gegen die Kämpfe, die sich seit Wochen Anhänger der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und Anhänger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak lieferten. "Wir können nicht länger schweigen, wir müssen uns gegen die Angriffe wenden. Wir wollen Frieden, deshalb der Hungerstreik", erklärte Kilavuz. Wie lange die 15 Kurden keine Nahrung zu sich nehmen werden, ist noch unklar. "Wir wollen in Frieden in unser Land zurückkehren. Dass ist unser Ziel", sagt Kilavuz, der seit fünf Jahren im Belliner Asylbewerberheim lebt. Eine Forderung der Streikenden ist die "Freilassung" des PKK- Chefs Abdullah Öcalan. Menschenrechte achten "Wir begrüßen den Streik der Kurden", äußerte sich gestern der Ausländerbeauftragte des Kreises, Wolfgang Schmülling (SPD), zu dem Hunger-Streik, der im Belliner Asylbewerberheim lebenden türkischstämmigen Kurden. Die Asylbewerber protestieren gegen die anhaltenden Kämpfe zwischen Anhängern der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und denen der in Deutschland verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak. Es sei "nicht alles rosa, was von der Türkei an Menschenrechtsverletzungen begangen" werde und "lobenswert", dass die Belliner Asylbewerber dagegen protestierten, kommentierte Schmülling. Der Kreis werde, wenn "nötig", durch einen Amtsarzt den Gesundheitszustand der Streikenden überprüfen lassen. "Auf die Forderungen der Streikenden kann aber nur die Bundesregierung eingehen, da es um internationale Kämpfe geht", so Schmülling.