Berner Zeitung (CH), 4.10.2000

Kraftwerkbau

Protest vor Konferenz

Die internationale Konferenz zur Erörterung von Problemen im Kraftwerkbau sorgte für eine Protestkundgebung. An einer dreitägigen Konferenz in Bern beraten bis morgen Mittwoch rund 500 Fachleute aus 45 Ländern über Probleme und Strategien im Staudamm- und Kraftwerkbau. Gestern Abend protestierten deshalb kurdische Organisationen sowie die Erklärung von Bern gegen die Auswirkung grosser Staudämme. An der Konferenz suchen Ingenieure, Eigentümer, Forscher und Hersteller von Anlagen nach Mitteln und Wegen, die Wasserkraft weiterhin sinnvoll zu nutzen. Sie wollen dabei auch Lehren aus früheren Fehlern ziehen. Die Protestierenden, die am Montagabend eine Kundgebung in der Berner Altstadt durchführten, wandten sich konkret gegen drei Grossprojekte: den Ilisu-Staudamm am Tigris (Türkei), das Drei-Schluchten-Projekt in China und eine Grossanlage in Narmada in Indien. Gemäss der Erklärung von Bern (EvB) und kurdischen Organisationen, welche die bewilligte Kundgebung durchführten, müssen wegen des Ilisu-Projekts 78 000 Menschen umgesiedelt werden. Es erzeuge auch politische Spannungen zwischen der Türkei und seinen Nachbarn. Trotzdem wolle der Bundesrat eine Exportrisikogarantie von 400 Mio. Fr. gewähren. Die EvB findet es nicht richtig, dass an der Konferenz unter über hundert Vortragenden keine Leute aus Umwelt-, Entwicklungs- oder Menschenrechtsorganisationen sind. Die Probleme mit den bisherigen Mammutprojekten müssten gelöst werden, bevor neue in Angriff genommen werden, schreiben die Protestierenden in einer Mitteilung. Zudem sollen betroffene Bevölkerungsgruppen das Recht erhalten, über ihre Projekte mitzuentscheiden. Die Organisatoren forderten den Bundesrat auf, nur noch umwelt- und menschenverträgliche Projekte zu unterstützen. Die Kundgebung verlief friedlich und löste sich nach 20 Uhr wieder auf.sda/mt