Aachener Nachrichten 30.08.2000 18:55

Streit im Fußballverein erreicht neue Stufe

Platzverweis für Kurden bei der ASG

Aachen (an-o). Der Streit bei der Aachener Sportgemeinschaft geht in die nächste Runde. Nach dem Rauswurf der jugoslawischen Mannschaft müssen jetzt die kurdischen Spieler ihre Fußballstiefel an den Nagel hängen. Der ASG-Vorstand erteilte Platzverbote.
Jetzt steht die Aachener Sportgemeinschaft mit den Vereinsfarben Schwarzgelb vor einem Scherbenhaufen. Die erste Mannschaft ist weg, die zweite Mannschaft hat Platzverbot, übrig bleibt die 3. Mannschaft, die nun in der Kreisliga B spielen darf - auf dem Rang, den sich die Jugos erkämpften.
Vorstand tagt Donnerstagabend
Donnerstagabend werden während der kurzfristig angesetzten Vorstandssitzung die Köpfe der verbliebenen Vorstandsmitglieder rauchen, denn nun muss überlegt werden: Wie kommt der Verein heraus, aus dem selbst gemachten Dilemma? Es scheint, als ob ein paar Scharfmacher im Vorstand dem Verein den Todesstoß versetzen wollten.
Wie wäre es anders zu erklären, dass vergangenen Sonntag zum Spiel gegen Raspo Brand ein paar Spieler der dritten Mannschaft, verstärkt mit einigen "alten Herren" des Vorstandes und mehreren A-Jugendlichen aufliefen, statt der kurdischen Mannschaft den Vorzug zu geben.
Um 14 Uhr erschienen an diesem verregneten Tag die Kurden, um ihr erstes Saisonspiel zu bestreiten, durften aber nicht antreten. Lediglich fünf Spieler des insgesamt 26-köpfigen Kaders wollte der Vorstand zulassen, dafür wären die "Alten Herren" ausgewechselt worden.
Den Platz besetzt
Das aber sahen wiederum die Kurden nicht ein. Lange Rede, kurzer Sinn, sie besetzten den Platz der ASG am Kirschbäumchen mit dem Ergebnis, dass das Spiel als verloren gewertet wurde, weil nicht gespielt werden konnte. Sükrü Düztas, kurdisches Mitglied des Vorstandes weiß jedenfalls nicht, ob er an der Vorstandssitzung überhaupt teilnehmen kann, wurde er doch auch mit einem Platzverbot bedacht.
Das konnte und wollte der Vorstand sich nicht bieten lassen, er beschied kurz und knapp den sofortigen Rauswurf des kurdischen Teams und erteilte 26 Spielern und Betreuern Platzverbot, verbunden mit der Bitte der sofortigen Rückgabe aller Schlüssel. Die Kurden jedoch ließen sich nicht beirren, am Dienstagabend erschienen sie pünktlich um 19 Uhr zum Training, das ihnen aber verwehrt wurde.
Jetzt stellt sich die Frage, wie es weiter geht. Die Kurden wollen spielen, dürfen aber nicht. Und sie wollen in der Mannschaft spielen, in der sie bisher erfolgreich waren. Das aber verwehrte der Vorstand.
Georg Dünnwald