Frankfurter Rundschau, 31.8.2000

Teheraner Gericht schickt weiteren Verleger in Haft

TEHERAN, 30. August (dpa). Ein Teheraner Gericht hat am Mittwoch einen iranischen Verleger zu vier Monaten Haft verurteilt. Wie die iranische Nachrichtenagentur Irna meldete, erhielt Mohammed-Resa Zohdi ferner für die Dauer von zwei Jahren ein Arbeitsverbot im Pressewesen und eine Geldstrafe von rund 1400 Mark. Das Gericht ordnete an, dass das Erscheinen seiner Tageszeitung Arya eingestellt wird.

Zohdi, der ein Anhänger der reformorientierten Politik von Präsident Mohammed Khatami ist, wurde laut Irna von der Polizei und dem Geheimdienst beschuldigt, Pressegesetze verletzt und Lügen verbreitet zu haben, um die öffentliche Meinung zu verdrehen und ranghohe Regierungsvertreter zu beleidigen. Der Anwalt Zohdis erklärte, er werde gegen das Urteil Berufung einlegen.

Außerdem wurde nach Angaben der Agentur Irna der Rechtsanwalt Mohammed-Ali Jedari-Forouqi in Verbindung mit einem Interview festgenommen, das er dem Sender "Die Stimme Amerikas" gegeben hatte. Ihm wird vorgeworfen, darin falsche Angaben über das iranische Gerichtswesen gemacht zu haben. Der Rechtsanwalt hatte Verleger mehrerer verbotener Tageszeitungen vor Gericht vertreten.

Bei schweren Zusammenstößen zwischen studentischen Anhängern des Präsidenten Khatami und radikalen Islamisten sind in der westiranischen Provinzhauptstadt Choramabad ein Polizist getötet und mehr als 100 Menschen verletzt worden. Wie der reformerische Studentenverband DTV am Dienstag in Teheran mitteilte, verhinderten die Schlägertrupps der religiösen Extremisten in den letzten Tagen mit Gewalt das Jahrestreffen des Studentenverbandes.