web.de, 28.08.2000

Türkische Gefangene in Belgien beendet Hungerstreik

Brüssel (AP) Nach 45 Tagen ohne Nahrung hat eine in Belgien inhaftierte türkische Linksextremistin ihren Hungerstreik gegen die drohende Auslieferung beendet. Die 23-jährige Fehriye Erdal, die nach Auskunft ihrer Ärzte bereits in Todesgefahr schwebte, teilte ihrem Anwalt per Fax mit, dass sie am Montag den Hungerstreik beenden wollte. Die Marxistin, die in der Türkei wegen des Mordes an einem Geschäftsmann gesucht wird, wurde im September vergangenen Jahres in Belgien wegen unerlaubten Waffenbesitzes und der Mitgliedschaft in einer verbotenen Vereinigung verhaftet. Sie steht nun an einem geheim gehaltenen Ort unter Hausarrest.

Belgien lehnte ein Auslieferungsgesuch der Türkei ab und bemüht sich um die Auslieferung an ein Drittland. In der Türkei droht Erdal, die der Partei Revolutionäre Volksbefreiungsfront angehört, die Todesstrafe. Das belgische Außenministerium gab zu bedenken, dass auch bei einer Überstellung in ein Drittland die Sicherheit der Marxistin nicht garantiert werden könne. Als Bedingung für das Ende des Hungerstreiks forderte Erdal, dass Belgien ihre Sicherheit garantiere. Ihr geheimer Aufenthaltsort in Belgien war zuvor in der türkischen Presse bekannt gegeben worden. Daraufhin wurde sie in ein anderes Haus gebracht.