Frankfurter Rundschau, 22.8.2000

Kirchenasyl

Kurdische Familie ist untergetaucht

MAINZ. Die kurdische Familie Akyüz, der vor drei Monaten in der evangelischen Studentengemeinde Mainz Kirchenasyl gewährt wurde, ist seit gestern Mittag aus dem Gotteshaus verschwunden und untergetaucht. Sie reagierte damit auf die drohende Ausweisung aus der Bundesrepublik, nachdem auch der Europäische Gerichtshofs für Menschenrechte ihr Asylbegehren abgele hnt hatte. Das Pikante ihrer Flucht: Die elfköpfige Familie konnte unbemerkt entkommen, obwohl die Polizei die Kirche rund um die Uhr bewachte.

Mit ihrem Verschwinden kam die Familie einer Entscheidung zuvor, die der rheinland-pfälzische Innenminister und der hessische Kirchenpräsident am Montagmorgen getroffen hatten: Danach sollte das Kirchenasyl bis zum 31. August beendet werden.

Kirchenvertreter wollten durch Kontakte zu humanitären Organisationen in der Türkei sicherstellen, dass die Familie Akyüz bei ihrer Rückkehr in die Heimat keiner Verfolgung ausgesetzt ist. "Leider hat die Kirche nun durch die Flucht keine Möglichkeit mehr, der Familie beizustehen", erklärte gestern Oberkirchenrat Joachim Schmidt von der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. maf