taz, 17.8.2000

Das Erdbeben

Vor einem Jahr erschütterte ein schweres Beben den Westen der Türkei. Genau entlang der Autobahn Istanbul - Ankara, wurde ein großes, industriell genutztes Gebiet vom Marmarameer bis zu den 200 Kilometer weiter östliche Bolubergen in großen Teilen zerstört. Offiziell starben knapp 20.000 Menschen, doch wenn man die Angaben der jeweiligen Betroffenen vor Ort addiert, ergeben sich doppelt so viele Opfer. Der türkische Staat hat für die über 200.000 Obdachlosen Zelte und Containerhäuser zur Verfügung gestellt, Ersatzwohnungen gibt es bislang kaum. Das öffentliche Interesse an den Erdbebenopfern hat in diesem Jahr stark nachgelassen, weshalb viele Opfer Angst haben, dass die Gesellschaft sie vergisst. Eine Ausnahme ist Istanbul, wo Wissenschaftler ein großes Beben in naher Zukunft befürchten und die Bevölkerung mit ihren Vorhersagen in Atem halten.