Mannheimer Morgen, 15.8.2000

Orientierungshilfe bei Kirchenasyl

Pfälzische Landeskirche segnet Broschüre und Beirat ab

Von unserem Redaktionsmitglied Sigrid Ditsch

Speyer. Kirchenasyl ist und bleibt ein heißes Eisen. Um verunsicherten Kirchengemeinden, die sich mit dem Vorwurf des Rechtsbruchs konfrontiert sehen, Schützenhilfe und Klarheit zu verschaffen, legt die Evangelische Kirche der Pfalz und ihre Diakonie eine achtseitige Broschüre vor.

Darüber hinaus wurde ein Beirat für Kirchenasylfragen gegründet, dem neben Oberkirchenrat Christian Schad und Diakoniepfarrer Frieder Theysohn ein Rechtsanwalt angehört. Sie stehen als Vermittler zu Behörden bereit. Laut Theysohn ist das Kirchenasyl "kein Rechtsinstitut, sondern eine aus christlicher Verantwortung gespeiste Protestaktion, bei der es zu Konflikten mit staatlichen Stellen kommen kann." Als Hoffnungszeichen sieht Schad drei Kirchenasylverfahren in Hettenleidelheim, Homburg und in Haßloch, die von Erfolg gekrönt gewesen seien: "Die kurdischen Familien durften bleiben."

In Mutterstadt hingegen sei 1998 ein solches Unterfangen gescheitert, nachdem sich das Presbyterium nicht hatte einigen können. Daraufhin wurde der Kurde samt Frau und Kindern aus dem Gemeindehaus abgeholt, abgeschoben und kam später in der Türkei ins Gefängnis. Gerade in Zeiten der Intoleranz und Gewalt gegen Fremde kann nach Auffassung von Kirchenvertreter die Stärkung des Kirchenasyls ein Beitrag gegen den Rechtsextremismus sein.

INFO: Diakonisches Werk Pfalz, 67322 Speyer, Postfach 12 60, Telefon 06232/66 40