Frankfurter Rundschau, 15.8.2000

Prüfung entlastet Iranische Kinderhilfe vorerst

Köln fand keine Anzeichen für Veruntreuung / Jugendamt beklagte 1998 Vereinspraktiken

Von unserer Korrespondentin

imm KÖLN, 14. August. Die Jugendverwaltung der Stadt Köln hat bei einer Überprüfung des Vereins "Iranische Flüchtlingskinderhilfe e.V." (IFKH) keine Anzeichen dafür gefunden, dass dieser öffentliche Gelder veruntreut oder zweckentfremdet hat. Auch hat eine städtische Innenrevision jetzt ergeben, dass Schulbescheinigungen über die vom Verein betreuten Kinder "hinreichend dokumentiert" wurden. Außerdem stimmten die "Meldeverhältnisse mit den sich aus den Akten ergebenden Aufenthaltsorten" der Kinder überein.

Die Jugendverwaltung der Stadt Köln hatte sich zu einer derartigen Überprüfung veranlasst gesehen, nachdem der Verein und mit ihm seine Vorsitzenden, die schleswig-holsteinische Justizministerin Anne Lütkes (Grüne) und Grünen-Bundestagsfraktionsvorsitzende Kerstin Müller, in die Schlagzeilen geraten waren. Nach wie vor ist ungeklärt, ob es sich bei dem Verein um eine Tarnorganisation der iranischen Volksmudschaheddin handelt. Aufgrund eines Berichtes des Bundeskriminalamtes war außerdem öffentlich behauptet worden, Geld, das für die betreuten Kinder gedacht war, sei zum Erwerb von Waffen verwendet worden. Die Kinder seien indoktriniert und zurück in den Kampf gegen den Iran geschickt worden.

Ergebnis der jetzt bekannt gewordenen stadtinteren Recherche war unter anderem, dass Jugendamt und Landesjugendamt regelmäßig die Unterkünfte der iranischen Kinder- und Jugendlichen überprüft hatten. Hierbei habe es "im Regelfall" keinerlei Beanstandungen gegeben. Die Kinder seien offenbar kinder- und jugendgerecht betreut worden. Dennoch geht aus Schreiben zwischen Jugendamtsleiter Joachim Henkel und dem Vereinsvorstand hervor, dass man sich schon 1998 bei der Stadt über Praktiken der IFKH beklagte.

Vorstandsmitglied Christoph Meertens beschwerte sich daraufhin, dass seitens des Jugendamtes die "Vertrauensebene aufgekündigt" worden sei. Den Vorwurf von Henkel, die Verwaltung des Vereins würde Geld für Ernährung und Betreuung nicht in voller Höhe an die Jugendlichen weiterleiten, bezeichnete Meertens seinerzeit als "unzutreffend". Am 6. Juli 1998 erklärte er dem Jugendamtsleiter, dass Rücklagen im Einverständnis mit den Kindern und ihren Betreuern gebildet worden seien, weil man beschlossen habe: "Wir sparen beim Essen, um dann im Sommer nach Griechenland fliegen zu können."

Scharf widersprach Meertens damals der Behauptung, persönliche Schreiben an die Kinder würden von der Heimleitung "zum Teil geöffnet und zensiert". Am kommenden Freitag wird sich der Rechnungsprüfungsausschuss der Stadt erneut mit den Vorwürfen gegen den Kölner Verein beschäftigen .