Die Welt, 7.8.2000

Europäische Grenzbeamte finden mehr als 50 illegale Flüchtlinge

Flüchtlinge stammen vermutlich aus dem Kosovo

London/Den Haag/Zagreb - Die Behörden in Großbritannien, den Niederlanden und Kroatien haben wieder mehr als 50 illegale Flüchtlinge aus China und dem Kosovo entdeckt. Speditionsverbände forderten die Europäische Union auf, mehr gegen die Schleuserbanden zu tun und die Verantwortung nicht auf die Lastwagenfahrer abzuschieben. Die britische Polizei ließ am Wochenende den Lastwagenfahrer frei, in dessen Fahrzeug 21 Flüchtlinge entdeckt worden waren. Der aus Deutschland kommende Wagen war am Freitag auf dem Flughafen London-Heathrow kontrolliert worden. Die Flüchtlinge, unter ihnen zehn Kinder, stammen nach Polizeiangaben wahrscheinlich aus dem Kosovo.

Niederländische Grenzbeamte fanden in einem Kleinlastwagen im Hafen Hoek van Holland bei Rotterdam 23 Chinesen. Sie wurden ebenso wie die beiden Fahrer, die britische Pässe hatten, festgenommen. In Kroatien wurden ebenfalls sieben chinesische Flüchtlinge aufgegriffen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Hina wurden die illegal Eingereisten von zwei Donau-Fischern bei der ostkroatischen Stadt Erdut entdeckt. Die vier Männer und drei Frauen hatten von Jugoslawien übergesetzt.

Europäische Verkehrsorganisationen wollen die EU bitten, das Problem der illegalen Zuwanderer verstärkt anzupacken. Dazu soll zum Beginn dieser Woche ein Brief an die amtierende französische EU-Ratspräsidentschaft geschickt werden, kündigte die niederländische Organisation TLN an, in der Speditionsunternehmen zusammengeschlossen sind. Mit der Initiative wollen die Organisationen verhindern, dass das Problem allein zu Lasten der Fuhrunternehmen geht. Die meisten Fahrer und Spediteure seien nicht daran schuld, dass blinde Passagiere in andere Länder gelangen wollten. Britische Behörden verhängten aber Bußen von umgerechnet 21 000 Mark für jeden Illegalen, der in einem Lastwagen entdeckt wird. Das Geld muss von den Fahrern bezahlt werden.

Die niederländischen Spediteure haben ihre Fahrer aufgefordert, vor Antritt jeder Fahrt zu überprüfen, ob Planen auf ihren Anhängern unversehrt und die Siegel an den Lastwagentüren intakt sind. Die Fahrer sollten auch auf dem Dach und unter dem Wagen nachsehen, ob sich dort Illegale versteckten. dpa