web.de 24.07.2000 03:50

Nahost-Verhandlungen in entscheidender Phase

Clinton kehrte vom G-8-Treffen nach Camp David zurück Ausgang des Gipfels weiter völlig offen
Thurmont (AP) Nach der Rückkehr von US-Präsident Bill Clinton treten die Nahost-Friedensverhandlungen in Camp David in ihre wohl entscheidende Phase. Clinton traf am Sonntagabend wieder in Camp David ein, nachdem er vorzeitig vom Weltwirtschaftgipfel aus Japan heimgekehrt war. Als erstes ließ er sich von seinen Mitarbeitern über den aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat unterrichten. Anschließend waren Unterredungen mit Barak und Arafat geplant, die vermutlich bis in die Nacht (Ortszeit) andauern werden. Die Gespräche waren während der viertägigen Abwesenheit Clintons von Außenministerin Madeleine Albright geleitet worden. Der Ausgang des Gipfels ist weiter völlig offen. Haupthindernis auf dem Weg zu einer Einigung ist offenbar der Streit um den künftigen Status von Jerusalem. Die palästinensische Delegation reagierte zurückhaltend auf ein Kompromissangebot, wonach arabische Teile der Stadt unter palästinensische Verwaltung gestellt werden sollen. Am Sonntag dauerten die Verhandlungen bereits 13 Tage (richtig) und damit genauso lang wie die Friedensverhandlungen zwischen Ägypten und Israel 1978. Ob die Gespräche dieses Mal genau so erfolgreich sein werden wie damals, wollte auch Clinton nicht sagen. Der Sprecher des Außenministeriums, Richard Boucher, sagte, vieles hänge jetzt von den Gesprächen Clintons ab. Der Repräsentant der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in Washington, Hassan Abdel Rahman, sagte am Sonntag, der Ball liege jetzt bei Israel. «Werden sie das tun, was für eine Einigung notwendig ist? Oder werden sie an ihren unannehmbaren Positionen festhalten?» Der israelische Sprecher Gadi Baltiansky seinerseits forderte Zugeständnisses von den Palästinensern, um voranzukommen. Im israelischen Fernsehen sagte er, es sei leichter, eine Vorhersage für die nächsten 24 Jahre als für die nächsten 24 Stunden zu machen. Siedler wollen Häuser auch bei Abkommen nicht räumen (Psagot/Israel) Auch bei einem Friedensschluss in Camp David wollen die jüdischen Siedler ihre Häuser im Westjordanland nicht räumen. «Es gibt keine Macht auf Erden, die Zehntausende Juden entwurzeln kann», sagte Siedlerführer Seev Hever am Sonntag bei einer so genannten Dringlichkeitssitzung jüdischer Siedler aus dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen in der Nähe von Ramallah. In einer Erklärung äußerten sie die Zuversicht, dass die israelische Armee einem Befehl der Regierung, sie im Stich zu lassen oder aus ihren Häusern zu vertreiben, nicht gehorchen würde. Nach eigenen Angaben stellen sich die Siedler auf palästinensische Gewalt nach dem Ende des Gipfeltreffens ein. Die Regierung sei bereits um weitere Schusswesten gebeten worden; einige Siedler hätten ihre militärische Ausrüstung verbessert und sich beispielsweise Nachtsichtgeräte zugeleg