WEB.DE 23.07.2000 18:47

Ausgang des Nahost-Gipfels weiter völlig offen

Jerusalem offenbar weiter Hauptstreitpunkt - Palästinenser reagieren zurückhaltend auf Kompromissvorschlag - Flüchtlinge fordern Rückkehrrecht Thurmont/Gaza (AP) Der Ausgang des Nahost-Gipfels in Camp David ist weiter völlig offen. Haupthindernis auf dem Weg zu einer Einigung ist offenbar der Streit um den künftigen Status von Jerusalem. Die palästinensische Delegation reagierte zurückhaltend auf ein Kompromissangebot, wonach arabische Teile der Stadt unter palästinensische Verwaltung gestellt werden sollen. US-Präsident Bill Clinton eilte am Sonntag unmittelbar nach Ende des G-8-Gipfels aus Japan zurück, um sich wieder in die Verhandlungen einzuschalten. Während seiner Abwesenheit sei keine Zeit verschwendet worden, sagte Clinton. Es sei hart gearbeitet worden. «Ob es aber ein Abkommen geben wird oder nicht, ich kann es nicht sagen.» Am Sonntag dauerten die Verhandlungen bereits zwölf Tage und damit fast genauso lang wie die Friedensverhandlungen zwischen Ägypten und Israel 1978, die 13 Tage währten. Ob die Gespräche dieses Mal genau so erfolgreich sind wie damals, wollte auch Clinton nicht sagen. Er sollte am Sonntag um 16.35 Uhr Ortszeit (22.35 Uhr MESZ) auf dem Rückweg von Okinawa auf der Andrews 'Air Force Base landen. «Der Präsident wird nicht auspacken, sondern direkt nach Camp David fahren und sich an die Arbeit machen», sagte ein Sprecher des Weißen Hauses, Jake Siewert. Dem amerikanischen Vermittlungsvorschlag zufolge sollen auch die von Palästinensern bewohnten Vororte palästinensisch verwaltet werden. «Diese Dörfer gehören eigentlich nicht uns», erklärte der israelische Justizminister Jossi Beilin im israelischen Militärrundfunk. Das Festhalten an einem «einigen Jerusalem» sei zu einer Last geworden, die Israel nicht länger tragen sollte, sagte Beilin. Der Repräsentant der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in Washington, Hassan Abdel Rahman, betonte am Freitag, ohne vollständige palästinensische Souveränität über Ostjerusalem gebe es keine Basis für eine Vereinbarung. Der Ostteil der Stadt war 1967 von Israel erobert und später annektiert worden. Palästinenserpräsident Jassir Arafat will Ostjerusalem zur Hauptstadt des von ihm angestrebten palästinensischen Staates machen. Bei zwei Demonstrationen im Westjordanland forderten etwa 260 palästinensische Flüchtlinge, nach Israel zurückkehren zu dürfen. Sie riefen Arafat auf, in der Flüchtlingsfrage keine Zugeständnisse zu machen. Bei einer weiteren Demonstration in Gaza forderten etwa 1.500 Anhänger der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas den Abbruch der Nahost-Gespräche. Hamas-Sprecher Abdel Asis Rantisi kündigte an, die Organisation werde auch bei einer Einigung in Camp David weiter gegen Israel kämpfen. Jordanien und Ägypten fordern Einhaltung von UN-Resolution

Der jordanische Außenminister Abdul Illah Chatib sagte nach einem Treffen mit seinem ägyptischen Kollegen Amr Mussa in Kairo, eine Einigung über Jerusalem müsse auf der UN-Resolution 242 beruhen, nach der sich Israel aus dem besetzten Ostteil zurückziehen soll. Der ägyptische Staatspräsident Husni Mubarak reiste am Sonntag überraschend zu Gesprächen über den Nahostgipfel nach Saudi-Arabien. Papst Johannes Paul II. schlug einen international garantierten Sonderstatus für Jerusalem vor. Nur so könne die religiöse Freiheit in der Stadt garantiert werden, erklärte der Pontifex auf seinem Sommersitz Castel Gandolfo bei Rom. (http://www.state.gov/www/regions/nea/cdavid_summit.html)