taz 21.7.2000

Brandstifter gefasst

Nach der Festnahme von vier Jugendlichen wegen des Brandanschlags in Ludwigshafen fordert Grünenchefin Renate Künast die Auflösung aller Asylheime. Täter nennen Fremdenhass als Motiv

BERLIN taz Die Bundesvorsitzende der Grünen, Renate Künast, hat sich dafür ausgesprochen, Asylbewerber künftig nicht mehr in Heimen unterzubringen. "Wir brauchen eine andere Art der Unterbringung", sagte Künast gestern nach einem Besuch des Asylbewerberheims in Ludwigshafen-Oppau, wo am Sonntag drei Mädchen aus dem Kosovo durch einen Brandanschlag verletzt worden waren.

Die Polizei nahm in der Nacht zum Donnerstag vier Jugendliche fest, die inzwischen gestanden haben, den Anschlag begangen zu haben. Als Tatmotiv gaben sie "Fremdenhass" an. Die Festgenommen sind 14, 15, 16 und 18 Jahre alt. Nach Angaben der Polizei sind sie der Skinhead-Szene zuzurechnen und zum Teil "wegen rechtsextrem motivierter Taten" vorbestraft. Der zuständige Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl wegen versuchter besonders schwerer Brandstiftung, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung.

Künast lobte ausdrücklich die erfolgreiche Ermittlungsarbeit der Polizei nach dem Brandanschlag vom Sonntag. Dennoch müssten die Möglichkeiten verbessert werden, gegen rechte Gewalt vorzugehen. "Die repressiven Mittel, die es gibt, müssen auch eingesetzt werden", sagte Künast gegenüber der taz. Auf Grund der Zunahme rechter Gewalt fordert sie eine Sondersitzung der Innenministerkonferenz. Auch die Länder müssten ein "politisches Signal" geben, dass mehr zum Schutz von Ausländern getan werde.

Als kurzfristige Maßnahme kann sich Künast auch Polizeischutz für Asylbewerberheime vorstellen. Langfristig fordert sie, Asylbewerber nicht mehr in Sammelunterkünften unterzubringen, sondern "in normalen Wohnungen". LKW