Frankfurter Rundschau, 20.7.2000

Ilisu-Staudamm

Britische Politiker lehnen staatliche Bürgschaften ab

dic FRANKFURT A. M. Bei der Planung des Ilisu-Staudammes in der Türkei sind einem Bericht des entwicklungspolitischen Ausschusses im britischen Parlamen t zufolge "von Anfang an internationale Standards verletzt worden". Das berichtet die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Weed. Die Politiker hätten sich deshalb gegen eine Absicherung des Projektes durch staatliche Kredite ausgesprochen.

Die Ausschussmitglieder kritisierten, dass die Londoner Regierung die Auswirkungen des Baus auf die Friedensaussichten im unruhigen Südostanatolien (nahe der irakischen Grenze) und die Bevölkerung nicht untersucht habe. Durch das Aufstauen des Tigris zu einem See mit einem Fassungsvermögen von rund drei Milliarden Kubikmetern würden etliche Dörfer und Kleinstädte überflutet.

Weed-Sprecherin Heike Drillisch sieht auch die Bundesregierung nach der Veröffentlichung des Berichtes in Erklärungsnotstand. "Die einzig mögliche Konsequenz ist die sofortige Ablehnung der Hermes-Deckung." Berlin prüft derzeit den Antrag eines Ravensburger Unternehmens Sulzer, Turbinenlieferungen für den Damm mit staatlichen Krediten abzusichern.