Nassauische Neue Presse, 19.7.2000

Türkische Zeitungen veröffentlichen Folterbilder

Istanbul (dpa) - Türkische Zeitungen haben am Dienstag Fotos von gefolterten Häftlingen veröffentlicht und Folter in Gefängnissen des Landes scharf kritisiert. Die Zeitung «Radikal» zeigte auf Seite eins mehrere Bilder von Gefangenen, die am ganzen Körper Striemen und Blutergüsse haben.

Der «Radikal»-Kommentator Mehmet Yilmaz schrieb dazu: «Schauen Sie sich diese Fotos an, selbst wenn sie nachts nicht mehr ruhig schlafen können. Das sind Fotos, die die Folterwirklichkeit in der Türkei zeigen.» «Milliyet» schrieb: «Das ist Folter». Die Fotos sind Anfang Juli nach einem Zwischenfall im Burdur-Gefängnis in Westanatolien von den Häftlingen selbst aufgenommen worden.

Bei dem Vorfall hatten sich mehrere Häftlinge geweigert, an einem Prozess teilzunehmen und sich in einer Zelle verbarrikadiert. Die Sicherheitskräfte hatten nach mehreren Stunden eine Wand mit einem Bulldozer eingerissen und die Aktion beendet. Dabei seien 61 Häftlinge verletzt worden, einer habe seinen Arm verloren. Die Gefangenen sind den Angaben zufolge mit Knüppeln, Schläuchen und Eisenstangen geschlagen worden. Außerdem seien brennende Zigaretten auf der Haut ausgedrückt worden. Weibliche Häftlinge seien zudem sexuell belästigt worden, hieß es.

Auch eine Anwaltsvereinigung im westtürkischen Izmir verurteilte die Menschenrechtsverletzungen scharf. «Die Sicherheit und die Rechte der Häftlinge in Burdur sollten durch den Staat geschützt werden, stattdessen wurden sie wieder einmal durch den Staat verletzt», sagte ein Anwalt nach einem Bericht der «Turkish Daily News». Das Justizministerium hat eine Untersuchung des blutigen Vorfalls eingeleitet.