web de 14.07.2000 03:48

Clinton richtet erneut Appell an Arafat und Barak


Verhandlungspartner in Camp David sollen sich am Beispiel Vietnams und der USA orientieren - Erstes Gespräch von Barak und Arafat unter vier Augen

Thurmont/USA (AP)

Am dritten Tag der Gipfelkonferenz in Camp David hat US-Präsident Bill Clinton erneut eindringlich an den israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und den palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat appelliert, ihre Differenzen zum Wohle ihrer Völker zu überwinden. Frühere Gegner könnten zusammenkommen, um in Versöhnung und Vergebung eine gemeinsame Basis für die Zukunft ihrer Völker zu finden, sagte Clinton am Donnerstag in Washington.

Der Präsident hatte die Verhandlungen auf dem Präsidentenlandsitz am Donnerstag für mehrere Stunden verlassen und kehrte erst am Abend dorthin zurück. Er ließ sich in Camp David von Außenminister Madeleine Albright vertreten.

In Washington nahm Clinton unter anderem an einer Zeremonie im Weißen Haus anlässlich der Unterzeichnung eines Handelsabkommens zwischen den USA und Vietnam teil. Dabei forderte er die Verhandlungspartner in Camp David auf, dem Beispiel des Abkommens zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern zu folgen. «Ich werde die Energie, die ich hier fühle, mit nach Camp David nehmen und dafür plädieren, dass sie diesem Beispiel folgen sollen», sagte der Präsident.

Unterdessen sind Barak und Arafat in Camp David erstmals seit Beginn der Verhandlungen am Dienstag zu einem Gespräch unter vier Augen zusammengekommen. Beide trafen sich bereits am Mittwochabend in Arafats Unterkunft, wie US-Außenamtssprecher Richard Boucher am Donnerstag mitteilte. Über den Inhalt ihrer Unterredung wurde wegen der Nachrichtensperre nichts bekannt. Doch hieß es aus diplomatischen Kreisen, die Gespräche seien sehr ernsthaft geführt worden, hätten aber noch nicht zu einem Durchbruch in einem der hauptsächlichen strittigen Punkte geführt. Dazu gehört die Zukunft Jerusalems, die Frage der jüdischen Siedlungen und die Rückkehr von über zwei Millionen palästinensischen Flüchtlingen.

Nach Auskunft eines arabischen Abgeordneten des israelischen Parlaments soll Israel außerdem zugestimmt haben, alle jüdischen Siedlungen aus dem Gazastreifen zu entfernen. Der Abgeordneten Ahmed Tibi erklärte, es herrsche Einigung darüber, dass «keine einzige Siedlung im Gazastreifen verbleibt». Eine Quelle für seine Informationen nannte Tibi nicht. Von offizieller Seite wurde seine Darstellung dementiert. «Barak möchte sicherstellen, dass die Mehrheit der Siedler in ihren Siedlungen unter israelischer Souveränität bleibt», sagte David Sisso, ein Medienberater Baraks. Clintons Sprecher Joe Lockhart warnte vor übereilten Spekulationen über den Stand der Friedensgespräche.