WEB.DE 13.07.2000 02:13

Israel berichtet über prinzipielle Einigung auf Landtausch - Frühmeldung

Kein Kommentar in Camp David - Albright sprach mit den Delegationen
Thurmont/USA (AP)

Die israelischen und palästinensischen Unterhändler in Camp David haben sich nach den Worten des israelischen Kabinettsministers Chaim Ramon im Prinzip auf einen Landtausch geeinigt. Wie Ramon am Mittwoch in Jerusalem erklärte, haben die palästinensischen Unterhändler einen Plan akzeptiert,
wonach große jüdische Südlungen im Westjordanland von Israel annektiert und die Palästinenser dafür mit kleineren Gebieten innerhalb Israels abgefunden werden, die nicht von Juden besiedelt sind. Ramons Äußerungen sind der erste Hinweis darauf, dass solch ein Landaustausch Teil eines Abkommens sein könnte, das auf dem US-Präsidentenlandsitz bei Washington ausgehandelt werden soll.
Das Weiße Haus verweigerte jede Stellungnahme zu den Äußerungen Ramons. US-Präsident Bill Clinton, der israelische Ministerpräsident Ehud Barak und der palästinensische Präsident Jassir Arafat haben sich auf eine Nachrichtensperre über ihre Gespräche in Camp David geeinigt und diese
bisher auch eingehalten. Ramon sagte, über den Umfang und andere Einzelheiten des Landtausches sei noch nichts vereinbart worden. Das er im Prinzip aber gebilligt worden sei, sei sehr wichtig. Palästinensische Unterhändler hätten angedeutet, dass es um drei bis vier Prozent der Fläche des Westjordanlandes gehen könnte, dass Israel dafür aber mindestens ein Drittel dieser Fläche im Tausch anbieten müsse. Ein Tausch eins zu drei sei aber sehr schwierig wenn nicht sogar unmöglich, sagte Ramon, der Barak sehr nahe steht.
Am zweiten Tag des Nahost-Gipfels traf Clinton in Camp David mit Barak zusammen. Am Morgen erörterte Clinton zunächst mit seinem Beraterstab die anstehenden Gespräche mit Barak und Arafat. Danach sprachen Clinton und Barak über den Stand der Verhandlungen. Ein Abendessen zu dritt wurde für den Abend angekündigt. Unterdessen bekräftigten Vertreter beider Seiten ihre Haltung in strittigen Punkten. Die Sprecherin der palästinensischen Delegation, Hanan Aschrawi, sagte am Mittwoch im US-Sender CNN, Israel ignoriere seine Verpflichtung gegenüber den palästinensischen Flüchtlingen und schade damit der Verhandlungsatmosphäre. Dass Israel sich seiner Pflicht entziehe, sei kein
guter Anfang, betonte Aschrawi. Der israelische Kabinettsminister Juli Tamir sagte CNN, die Forderung der Palästinenser nach dem Ostteil von Jerusalem als künftiger Hauptstadt werde nicht erfüllt. Jerusalem werde niemals geteilt, bekräftigte Tamir.
Dennoch betonte Clintons Sprecher Joe Lockhart die gute Atmosphäre der Gespräche. Es sei für alle Beteiligten ein sehr lebhafter Tag mit viel Engagement gewesen. Am Mittwoch schaltete sich auch US-Außenministerin Madeleine Albright in die Verhandlungen ein und sprach mit Mitgliedern beider Delegationen.
Der Ort des Gipfeltreffens hat Symbolcharakter: In Camp David, rund 100 Kilometer nördlich von Washington, vereinbarten Israel und Ägypten 1978 einen Friedensvertrag.
Die schwierigsten Verhandlungspunkte sind die endgültigen Grenzen zwischen Israel und dem künftigen Palästina, der Status von Jerusalem sowie die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge.