Frankfurter Rundschau, 12.7.2000

Abschiebepolitik

Polizei beendet Kirchenasyl in Duisburg

vs DUISBURG, 11. Juli. Die Duisburger Polizei hat am Dienstag mit einem Dutzend Beamten das Kirchenasyl der mazedonischen Roma-Familie Zumberov beendet. Die Beamten holten das Ehepaar und seine beiden schulpflichtigen Kinder aus der Wohnung des Duisburger Pfarrers Thomas Gregorius ab. Während Nehru Zumberov dem Haftrichter vorgeführt wurde, wurden seine Frau und die beiden Kinder in einem Flüchtlingsheim untergebracht. Die Roma-Familie soll nach mehreren Gerichtsbeschlüssen nach Mazedonien angeschoben werden.

Im Gegensatz zur Stadtverwaltung, die die Aktion als "sehr korrekt und sehr friedlich" bezeichnete, wertete Pfarrer Gregorius die Beendigung des Kirchenasyls als "überfallartigen frühmorgendlichen Polizei-Einsatz".

Die Roma-Familie Zumberov lebt seit neun Jahren in Deutschland. Eines ihrer beiden Kinder wurde in Duisburg geboren. Für ihr Bleiberecht in Deutschland haben sich in der Vergangenheit zahlreiche Kirchengemeinden, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl stark gemacht. Auch der Petitionsausschuss des Düsseldorfer Landtags hatte sich gegen die Abschiebung der Roma-Familie ausgesprochen, da sie in Mazedonien keine Zukunftschance hätte.

Die Stadt Duisburg bedauerte am Dienstag ausdrücklich, dass all diese Unterstützer die Entscheidungen des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, des Innenministeriums und der Verwaltungsgerichte nicht akzeptieren konnten. Zur "Sicherung der Ausreise" der Roma-Familie sei die Festnahme und Inhaftierung eines Elternteils unabweisbar notwendig geworden.

Pro-Asyl-Sprecher Heiko Kauffmann verurteilte die Polizeiaktion gegen die Roma-Familie als eine "erbarmungslose Durchsetzung vermeintlicher Staatsinteressen auf Kosten der Menschlichkeit und des Kindeswohls".