junge Welt, 11.07.2000

Mit Pauken und Plakaten

Tausende Iraner protestierten in Berlin gegen Khatami-Besuch. Weit über 50 Festnahmen

Rund 8000 Iraner haben am Montag in Berlin gegen den Besuch des iranischen Staatschefs Mohammed Khatami in Deutschland protestiert. Bei mehreren Kundgebungen und Demonstrationen wurden der Regierung in Teheran Menschenrechtsverletzungen und fehlendes Demokratieverständnis vorgeworfen. Die Bundesregierung wurde aufgefordert, den Mullahs keine Unterstützung zu gewähren.

Die Aktionen verliefen nach Polizeiangaben friedlich. Elf Personen wurden wegen Straftaten beziehungsweise wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz vorläufig festgenommen. Rund 4000 Polizeibeamte waren im Einsatz. Rund 7000 Iraner hatten sich am Mittag am Brandenburger Tor versammelt. Immer wieder skandierte die Menge "Khatami weg!" Deutschland solle sich schämen, mit den Mullahs Geschäfte zu machen. So stand es auf vielen Transparenten. Fahnenschwenkend zogen die Teilnehmer am Nachmittag durch das Regierungsviertel zwischen Unter den Linden und Wilhelmstraße. Anschließend kam die Menge zu einer Abschlußkundgebung nochmals am Brandenburger Tor zusammen. Weitere Protestaktionen gab es am Alexanderplatz und am Schloßplatz im Bezirk Mitte sowie vor der iranischen Botschaft in Zehlendorf.

Bereits im Vorfeld des Staatsbesuchs hatte die Berliner Polizei mehrere Wohnungen durchsucht. Insgesamt 50 Personen wurden vorläufig festgenommen. Khatami selbst dürfte von den Protesten nichts mitbekommen haben. Er reiste mit einem Hubschrauber von Termin zu Termin. (ddp/jW)