Die Welt, 10.7.2000

Ab heute: Höchste Sicherheitsstufe für Chatami

Der iranische Präsident zu Besuch in Berlin

Mit dem heute beginnenden Staatsbesuch des iranischen Präsidenten Mohammed Chatami steht der Hauptstadt der größte Polizeieinsatz seit Jahren bevor. Allein 3500 Berliner Polizisten werden für die Sicherheit des gefährdeten Gastes sorgen, hinzukommen Beamte des Bundesgrenzschutzes und des Bundeskriminalamtes.
Bereits im Vorfeld hatten Gegner Chatamis Demonstrationen mit bis zu 25 000 Teilnehmern angekündigt. Allerdings gehen die Berliner Sicherheitsbehörden davon aus, "dass diese Zahlen sehr hoch gegriffen sind", so ein Sprecher. Ebenso soll nach Informationen des "Spiegel" der iranische Geheimdienst Demonstrationen planen, um den als gemäßigt geltenden Chatami zu diskreditieren. Der Bundesgrenzschutz reagierte auf das mögliche Gefahrenpotenzial mit der Zurückweisung von einreisewilligen Iraner. In einzelnen deutschen Städten hatten Exil-Iraner Meldeauflagen erhalten.

Mohammed Chatami und sein Gefolge werden in dem als besonders sicher geltenden Hotel "Intercontinental" in der Budapester Straße in Tiergarten wohnen. In der schuss- und bombensicheren "Präsidenten-Suite" hatte bereits US-Präsident Bill Clinton während seiner letzten Besuche gewohnt.

Rund um das Hotel wird es aller Voraussicht nach zu weitreichenden Sicherheitsmaßnahmen, wie dem Einsatz von Scharfschützen und Sperrungen von Straßen kommen. Allerdings will die Berliner Polizei die Beeinträchtigungen für den Innenstadtverkehr so niedrig wie möglich halten. "Herr Chatami wird wahrscheinlich mit dem Hubschrauber zu all seinen Terminen fliegen, so dass der Straßenverkehr kaum betroffen sein wird", sagte ein Beamter. mb