web de 22.06.2000 23:12

Annan bittet Assad um Hilfe in Südlibanon

Syrien soll Einfluss auf Hisbollah geltend machen

Damaskus (AP)

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den künftigen syrischen Präsidenten Baschar el Assad um Unterstützung bei der Beilegung von Grenzstreitigkeiten zwischen Israel und Libanon gebeten. Das teilte ein Sprecher der Vereinten Nationen am Donnerstag mit. Das Treffen mit Annan wurde von Beobachtern als politischer Test für den diplomatisch noch unerfahrenen Sohn und designierten Nachfolger des verstorbenen syrischen Staatschef Hafis el Assad gewertet. Syrien nimmt in Libanon mit 30.000 dort stationierten Soldaten die Rolle einer Schutzmacht ein.

Weder Annan noch Assad traten nach ihrem Treffen vor die Presse. UN-Sprecher Fred Eckhard teilte vor den Gesprächen mit, der Generalsekretär wolle Syrien auf seine Bedeutung für die Aufrechterhaltung des Friedens in Libanon hinweisen. Nach dem überraschenden Abzug der israelischen Truppen aus Südlibanon Ende Mai hat die radikalislamische Hisbollah-Miliz die Kontrolle über das Gebiet übernommen. Hauptziel der Organisation war es, Israel aus der seit 1985 besetzten so genannten Sicherheitszone im Süden Libanons zu vertreiben. Die Hisbollah wurde dabei von Syrien unterstützt. Immer wieder griff die Miliz den Norden Israels an und verübte Anschläge auf israelische Einrichtungen in Südlibanon.

Nach Angaben Eckhards wollte Annan die syrische Regierung darum bitten, den libanesischen Truppen die Souveränität und Kontrolle über das gesamte Staatsgebiet Libanons zu ermöglichen. Die Anwesenheit der Hisbollah in Südlibanon ist eine der Hauptsorgen der Bevölkerung im Norden Israels. Die libanesische Regierung weigerte sich bislang, Truppen ins Grenzgebiet zu entsenden, solange der Streit um die von den Vereinten Nationen festgelegte Grenze zwischen Libanon und Israel nicht beigelegt ist. Libanon wirft Israel Grenzüberschreitungen vor.