web de 20.06.2000 10:09

Annan spricht mit Hisbollah über Entwicklung in Südlibanon

Anerkennung der starken Stellung der Miliz

Beirut (AP)

UN-Generalsekretär Kofi Annan ist am Dienstag als erster führender internationaler Politiker mit dem Generalsekretär der radikalislamischen Hisbollah-Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, zusammengetroffen. Das Treffen galt als Anerkennung der starken Stellung der Miliz in Südlibanon nach dem Abzug der israelischen Truppen und ihren Einfluss auf einen dauerhaften Frieden. Sie hätten sehr gute Gespräche über die Entwicklung in der Region und die Rolle der UN geführt, sagte Annan nach dem Treffen in Beirut, an dem auch UN-Berater Timur Göksel teilnahm. Auch die von Libanon beklagten Grenzüberschreitungen Israels seien zur Sprache gekommen.

Er werde das Thema bei seinem Besuch in Israel am Mittwoch anzusprechen, sagte Annan. Die Hisbollah hatte Israel erst vor wenigen Tagen mit neuen Angriffen gedroht, falls der jüdische Staat nicht «jeden Zentimeter unseres besetzten Landes» zurückgebe. Einige Orte entlang der von den UN festgelegten israelisch-libanesischen Grenze sind zwischen den beiden Staaten noch umstritten. Ferner wolle er der israelischen Regierung auch die Forderung nach einer Freilassung von in Israel inhaftierten Libanesen weitergeben, kündigte Annan an.

Die Hisbollah wurde 1982 nach dem Einmarsch israelischer Truppen in Libanon gegründet. Hinter der schiitischen Organisation steht Iran, das nach Schätzungen pro Monat zehn bis 20 Millionen Dollar überweist. Hauptziel der Organisation war es, die israelischen Truppen aus der seit 1985 besetzten so genannten Sicherheitszone im Süden Libanons zu vertreiben. Immer wieder griff die Miliz den Norden Israels an und verübte Anschläge auf israelische Einrichtungen in Südlibanon. Sie soll außerdem für Angriffe auf westliche Einrichtungen in den 80er Jahren verantwortlich gewesen sein. Allerdings ist die Organisation in den vergangenen Jahren zusehends moderater geworden.