Bonner General Anzeiger 21.06.2000

Menschliche Tragödien bei illegaler Einreise

Hamburg (dpa) - Beim Schmuggel von Flüchtlingen kommt es immer wieder zu Unglücksfällen und menschlichen Tragödien.

Oft müssen die Menschen nach ihrem Transport ärztlich behandelt werden. Manchmal überleben sie die strapaziöse Reise unter unmenschlichen Bedingungen nicht. Einige Fälle der vergangenen fünf Jahre:

Juli 1995: 18 Tamilen aus Sri Lanka werden nahe der westungarischen Stadt Györ erstickt in einem Lastwagen gefunden. 19 weitere Flüchtlinge, die im Anhänger versteckt waren, überleben die Fahrt von Rumänien nach Ungarn. Zielort war Deutschland.

August 1995: Neun Jugoslawen, darunter eine Hochschwangere und ein Mädchen (3), werden am deutsch-österreichischen Grenzübergang Kiefersfelden in einem Kühllaster entdeckt. Bei nur drei Grad sollten sie von Norditalien nach Frankfurt/Main gebracht werden.

Juli 1996: In einem vom Zoll verplombten Kleinlaster entdeckt die bayerische Polizei auf einem Parkplatz bei Deggendorf 22 Albaner und zwei Iraker, darunter eine hochschwangere Frau.

Februar 1997: An der Autobahn 72 bei Zwickau greift die Polizei 54 Iraker auf. Sie waren über Istanbul in einem Laster zwischen Kisten eingepfercht transportiert wurden. Die ausgehungerten und nur leicht bekleideten Menschen waren rund eine Woche unterwegs.

Juni 1998: 32 Kosovo-Albaner und zwei Libanesen verunglücken mit ihrem Laster in Oberbayern nahe der tschechischen Grenze. Der Wagen war nach einem Wendemanöver umgekippt. Einige werden verletzt.

August 1998: Sieben Kosovo-Albaner kommen beim Unfall eines Schleuserfahrzeugs in Sachsen ums Leben, 20 werden verletzt.

August 1998: Auf einer Autobahnraststätte bei Bonn entdeckt die Polizei 33 Menschen zusammengepfercht auf einer acht Quadratmeter großen Lkw-Ladefläche. Die kurdischen Syrer aus der Türkei waren tagelang unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen unterwegs.

Oktober 1998: Die bayerische Polizei befreit in der Oberpfalz 75 Kosovo-Flüchtlinge aus einem fast luftdicht verschlossenen Klein- Laster. 19 müssen ins Krankenhaus, darunter fünf schwangere Frauen.

April 1999: 45 rumänische Flüchtlinge werden in einem Container auf dem Bahnhof der nordfranzösischen Stadt Amiens entdeckt. Sie waren mindestens zwei Tage lang ohne Nahrung und Wasser. Der Container war von Italien nach Großbritannien unterwegs.