web de 15.06.2000 13:15

Arafat sucht bei Clinton Unterstützung

Washington (AP)

Der palästinensische Präsident Jassir Arafat hat am Donnerstag in Washington die Unterstützung der US-Regierung für seine Forderung nach einem sofortigen israelischen Rückzug aus dem Westjordanland gesucht. US-Präsident Bill Clinton telefonierte einen Tag vor seinem Treffen mit Arafat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und erklärte danach, die Zeit für einen Dreiergipfel nach dem Vorbild der Camp-David-Verhandlungen für den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag sei noch nicht reif.

«Ich denke, wir müssen die Parteien noch ein wenig näher zusammen bringen, bevor wir das machen können», sagte Clinton vor Journalisten. «Wir haben nicht viel Zeit. Wir sitzen jetzt an allen schwierigen Problemen. Ich bin hoffnungsvoll, will aber nicht falsche Hoffnungen wecken.»

Ein israelisch-palästinensischer Friedensvertrag ist das wichtigste außenpolitische Ziel, das Clinton in seiner noch sieben Monate dauernden letzten Amtszeit erreichen will. Der von beiden Seiten als verbindlich akzeptierte Zeitplan sieht den Abschluss eines Rahmenabkommens über den endgültigen Status Palästinas - einschließlich Jerusalems - bis zum 13. September vor.

Die palästinensische Delegationsleitung kritisierte die wiederholten israelischen Versuche, die Umsetzung bereits erfolgter Zusagen wieder zurückzunehmen und in die Verhandlungen für das endgültige Abkommen hineinzunehmen. Chefunterhändler Sajeb Erakat sagte, Israel wolle nur drei der 250 palästinensischen Gefangenen freilassen, die seine Delegation gefordert habe. Zudem wolle es die bereits vereinbarte Rückzugsstufe Ende des Monats verschieben. «Wir werden diesen Abzug nicht verschieben, nicht für eine Minute», sagte er der Nachrichtenagentur AP. Auch das Angebot zur Freilassung von nur drei Gefangenen hätten die Palästinenser zurückgewiesen. «Wir wollen von den Israelis keine Gesten des guten Willens. Alles, was wir von Israel wollen ist, dass es die Vereinbarungen umsetzt.»

Unter Einbeziehung des US-Nahostbeauftragten Dennis Ross gingen unterdessen die auf zwei US-Luftwaffenstützpunkten verteilten israelisch-palästinensischen Verhandlungen zu einer Fülle von Einzelfragen von Flüchtlingen, Wasserproblemen bis hin zum Truppenrückzug weiter. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, die Gespräche würden möglicherweise bis zum Wochenende fortgesetzt. Die amerikanischen Gastgeber bezeichneten die ersten Verhandlungen seit über zwei Wochen als intensiv, machten aber keine Angaben über Details oder Fortschritte. Am weitesten sind beide Seiten im Streit über den Status des arabischen Ostteils von Jerusalem auseinander, den die Palästinenser zur Hauptstadt ihres unabhängigen Staats machen wollen.